Aus gegebenem Anlassfolgt hier ein RealitÀtscheck und eine kurze sachliche Einordnung, damit man selber nicht den Verstand verliert.
Wir zeigen euch hier immer wieder NotfÀlle, die zeitnah ein Zuhause oder eine Pflegestelle brÀuchten, weil wir erstens aktuell keine Möglichkeit intern finden (sonst könnten wir uns den Aufruf sparen) und zweitens vor Ort keine Pflegestellen/ PlÀtze in der Klinik frei sind.
Wenn es PlĂ€tze geben wĂŒrde, wĂŒrden wir nicht zuschauen, wie unsere NotfĂ€lle vor Ort leiden.
Wenn wir Anfragen bekommen, prĂŒfen wir im Vorstand nach Endstelle/ Pflegestelle aufgeteilt, ob diese Anfragen ĂŒberhaupt grundsĂ€tzlich zu bearbeiten sind oder ob es Anfragen sind, die wir direkt absagen mĂŒssen, weil es sich bspw. um einen HundeanfĂ€nger handelt, der tĂ€glich 9 Stunden arbeiten ist, danach zum Sport geht, und den 1 Jahre alten Hund in einer 2 Zimmerwohnung mit einem freilaufenden Waran und vier Wellensittichen alleine lassen will.
Geben wir die Anfragen an unsere Vermittlerinnen weiter, nehmen sie Kontakt auf, fĂŒhren ein Telefonat durch und wenn da eine Basis vorhanden ist, wird eine Vorkontrolle terminiert.
Hierbei wird geschaut, ob die Angaben erstmal soweit stimmen und nicht aus âHaus mit Gartenâ doch die 1 Zimmer Wohnung im 5. Stock ohne Aufzug wird und ob grundsĂ€tzlich einfach eine Ordnung / Sauberkeit besteht, die Hinweis darauf gibt, dass die Interessenten in der Lage sind, ihr eigenes Leben zu strukturieren und so erwartbar Zeit und MuĂe haben, Sorge fĂŒr einen Hund oder ein weiteres Tier zu tragen.
Hier flieĂen viele Infos und man schaut, ob das eine runde Sache werden könnte. Hund x und Mensch / Family y.
Auch haben wir – da wir im Besitz des Paragraf 11 nach Tierschutzgesetz sind, den jeder braucht, wenn er Hunde aus dem Ausland nach Deutschland einfĂŒhrt und vermittelt – natĂŒrlich behördliche Vorgaben, was von unserer Seite her alles erwartet wird und auf was wir eben auch achten mĂŒssen, wenn wir Hunde vermitteln.
Eine Vorkontrolle kann positiv sein – ihr seht ja unsere Transportnews alle 14 Tage, die zeigen, dass die Hunde reisen dĂŒrfen. Es kann aber natĂŒrlich auch sein, dass eine Vorkontrolle negativ ist und wir einer Adoption / PflegestellentĂ€tigkeit nicht zustimmen.
Diese Absage besprechen wir intern und schauen nochmal zusammen auf alle Informationen, die uns vorliegen. Wenn wir den Eindruck haben, dass die Menschen mit einem Hund / weiteren Hund ĂŒberfordert wĂ€ren oder die hĂ€uslichen UmstĂ€nde es gar nicht wirklich zulassen, dass noch ein Tier dort leben wĂŒrde, sagen wir ab.
Wenn wir das GefĂŒhl haben, dass die Aufnahme eines Hundes viel zu leicht genommen wird und man in keinster Weise die Herausforderung erkennt, sagen wir ebenfalls ab. Gleiches gilt, wenn das Knowhow fĂŒr einen bestimmten Hund einfach fehlt und man fĂŒr sich keine Alternative sieht.
Wir sagen ab, weil wir nicht wollen, dass unsere Hunde vom Regen in die Traufe kommen.
Wir sagen ab, weil wir seit Jahren Erfahrung gesammelt haben und ganz gut einschĂ€tzen können, welche Menschen mit welchen Hunden kompatibel sind. Wir erkennen schnell, welche Menschen im Stande sind was zu leisten, wenn es um die Aufgabe geht, eine Ăberraschungspaket aus RumĂ€nien zu hantieren und alle Höhen und Tiefen zu gestalten. Wir sagen ab, wenn das Umfeld nicht den Eindruck macht, als ob jemand Zeit fĂŒr eine grundsĂ€tzliche Sauberkeit und HaushaltsfĂŒhrung hat.
Auch wenn ich mit Tieren zusammenlebe, muss es nicht aussehen als sei seit Jahren nicht mehr aufgerĂ€umt oder gewischt worden. Klar ist es dem Hund egal, ob die Fenster seit 6 Jahren nicht mehr geputzt wurden. Aber es gibt uns einen Hinweis darauf, dass in diesem Haushalt fĂŒr solche Dinge keine Zeit zu sein scheint.
Wir brauchen keine polierten und desinfizierten Böden fĂŒr eine Vermittlungszusage. Aber wir geben unsere Hunde nicht in Haushalte, wo der MĂŒll sich stapelt und der Dreck sich seit Jahren tĂŒrmt! Da diskutieren wir auch nicht. Wir bekommen dann hĂ€ufig die Nachricht: âDann lasst ihr also lieber eure Hunde vor Ort sterben – was seid ihr fĂŒr Menschen?â
Was ich fĂŒr mich hier jetzt kurz verstehen muss: Wie kommen AuĂenstehende dazu, diesen Entscheidungsprozess, den wir intern fĂŒhren, mitbestimmen zu wollen?
Ein Beispiel – unser Notfall Fonsi: Bisher waren nur unpassende Anfragen dabei, denn dieser Hund ist aktuell nicht anfassbar und hat Hauptprobleme.
Es ist nicht allein damit getan, ihn da rauszuholen, um nachher festzustellen: „Oh, der schnappt ja. Der will ja vielleicht gar nicht, dass ich ihm helfe. Wie kriege ich ihn zum Tierarzt? Baden? Schaff ich nicht. Maulkorb? Ne sowas habe ich bisher nie benutzen mĂŒssen.“
Denn im Endeffekt sind wir immer diejenigen, die die volle Verantwortung tragen. Selbst wenn die Hunde seit Jahren vermittelt sind und etwas geschieht, dass sie nicht mehr in der Familie bleiben können – wir tragen die Verantwortung. Auch fĂŒr einen Fonsi, der nach 4 Tagen dann die erste Stelle verlassen muss, weil er zweimal getackert hat und man das alles auf einmal doch nicht mehr schafft.
Ebenso gab es auch eine durchgefĂŒhrte Vorkontrolle fĂŒr Fonsi, die negativ war. Auch das sollen wir nun diskutieren und darlegen, warum wir das abgelehnt haben. Mit Menschen, die keinerlei Verantwortung tragen, die den Hund nicht kennen und die noch nie in ihrem Leben etwas mit einer Erlaubnis nach Paragraf 11 zu tun hatten. Die noch nie Lösungen fĂŒr Hunde finden mussten, die 24 Stunden nach Ankunft wieder zuhause rausfliegen, weil âman sich das doch anders vorgestellt hat.â
Wir werden beleidigt, in Kommentaren angegriffen, erhalten Emails von zu tiefst enttĂ€uschten Menschen, die ihre Patenschaften kĂŒndigen, weil wir unfĂ€hig seien, Lösungen zu finden.
Ich erhalte Nachrichten und soll zu dem Sachverhalt Stellung nehmen – wie in einem Verhör. Als ob ich etwas verbrochen hĂ€tte oder meinen Aufgaben nicht nachkommen wĂŒrde. Ich will doch Hunde retten, dass habe ich mir doch so vorgenommen.
Wir atmen hier alle viel weg, ich atme viel weg. Setze den Fokus darauf, dass wir hier nachhaltig guten Tierschutz machen. Dass wir gute PlĂ€tze in Deutschland fĂŒr unsere Hunde finden, wo es ihnen ein Leben lang gut gehen darf.
Ich diskutiere auch gerne kontrovers und versuche offen zu sein fĂŒr Ideen und konstruktive Kritik. Weil man sonst auch einfach betriebsblind wird. Aber in dieser Thematik ist ein Punkt erreicht, wo wir uns ganz klar auf die Hinterbeine stellen und eine Grenze ziehen.
Niemand kann uns – die die Verantwortung tragen und den Kopf hinhalten – zu irgendetwas drĂ€ngen. Auch wenn noch so viele andere Menschen aufgestachelt werden es gleich zu tun.
Wir versuchen immer transparent und klar zu kommunizieren. Eure Fragen und der Austausch sind immer gerne gesehen. Aber alles hat seine Grenzen. Daher haben wir bei einigen BeitrĂ€gen die Kommentarfunktion gesperrt und ich werde auf einige Nachrichten nicht mehr eingehen. Weil es sinnlos ist und weil wir uns nicht rechtfertigen mĂŒssen, wenn wir die Suppe von vorne bis hinten sowieso alleine auslöffeln mĂŒssen.
Keiner von denen mit ganz viel Meinung waren bisher vor Ort in RumĂ€nien, haben jemals die Verantwortung fĂŒr einen Verein getragen oder sind Inhaber eines Paragraf 11.
So. Und jetzt weiter. Weiter fĂŒr Fonsi und fĂŒr alle die, die vor Ort warten und geduldig sind. Und nicht nur ganz viel Meinung dick irgendwohin platzieren.
Anna Langhammer
1. Vorsitzende ProDogRomania e.V.