Gestern Abend spät habe ich die Emails gecheckt und wir hatten wieder zwei verzweifelte Anfragen von Menschen, die uns dringend um Hilfe baten, dass wir Hunde aus einer Tötung in Rumänien aufnehmen. Die Hunde sollen Ende der Woche eingeschläfert werden, wenn sie nicht bis Mittwoch alle dort herausgeholt und frei gekauft werden…
Wer uns schon ein wenig kennt und unsere Arbeit verfolgt, weiß, dass wir keine Tötung unterstützen oder vor Ort in eine solche „Zusammenarbeit“ verstrickt sind.
Wir möchten uns sehr klar von dieser Art Tierschutz distanzieren, weil sie von hinten bis vorne nicht durchdacht ist.
Der immer gleiche Ablauf ist der, dass Hunde unter großem Zeitdruck dringend Plätze brauchen. Meist gibt es kaum Infos, keine Beschreibung, keine Details. Es gibt nur den Hinweis, wann getötet wird und wie viele Hunde es circa sind und was die Ablösesumme ist.
Gute und individuelle Lösungen für die Hunde zu finden, die dann auch langfristig gut sind, bedeutet, dass ich erst mal grob eine Idee habe, was ich denn da für einen Hund freikaufe und wen ich da vermitteln werden. Niemand hat groß Zeit, die Hunde kennenzulernen, niemand vor Ort aus der Tötung ist daran interessiert, gute Bilder und Infos weiterzugeben.
Auch wir sagen immer ganz klar: Wir können unseren Interessenten nur mitteilen, wie wir die Hunde vor Ort erlebt haben. Viele Dinge bleiben uns auch verborgen, obwohl wir diese Hunde zum großen Teil alle selber kennengelernt haben.
Aber selbst dieser kurze Eindruck fällt völlig weg. Der Wundertüten Faktor ersteigt ins Unermessliche und am Ende muss derjenige irgendwie damit zurecht kommt, der den Hund halt bekommen hat. Wenn er gute Nerven hat, hält er durch, geht mit diesem Hund durch Dick und Dünn, arbeitet an den 33 verschiedenen Baustellen und freut sich, wenn er nach jedem durchwanderten Tal mal wieder eine Erfolgs-Bergspitze erreicht. Es wird euch nicht wundern, wenn ich euch sage, dass so ein Durchhaltevermögen aktuell ein rar vorhandenes Gut ist. Wir haben tägliche Beweise, dass der Mensch leider zum großen Teil eine Konsummaschine ist, die bei Nichtgefallen das Retouren Schild ausdruckt und eigentlich sogar hofft, dass DHL, Hermes, DPD oder wer auch immer klingelt, und das Paket auch einfach dann bitte wieder abholt. Der Weg zur Poststation ist für viele schon eine Hürde.
Man wird sich also in Summe munter ausmalen können, dass ein Großteil der Tötungsüberraschungspakete irgendwie einen eher unklaren Weg vor sich hat. Bei manchen geht’s gut, bei vielen geht’s schief. Man kann eine vorsichtige Hoffnung haben, dass es dann irgendwie noch eine Orga gibt, die den Hund zurücknimmt oder einen Plan B hat… aber auch das ist leider nicht immer der Fall.
Ein zweiter Punkt, warum eine Zusammenarbeit mit einer Tötung für uns nicht in Frage kommt, ist der, der sicher schwerer wiegt. Die Hunde, die dort sind und die keiner kennt, können nichts dafür, dass sie so sind, wie sie sind. Sie verlassen sich darauf, dass jemand einen Plan davon hat, was sie brauchen und wo sie gerne leben würden.
Das wesentlich größere Problem ist, dass man mit dieser Art von Unterstützung ein System am Laufen hält, dass in keinster Weise eine Daseinsberechtigung hat.
Es ist ein kriminelles Geschäft, das immer wieder Wege findet, durch Druck (Tötungstermin) und Mitleid (Wenn wir nicht helfen, sterben sie…) an Unterstützer zu gelangen.
Versteht mich nicht falsch: Jeder Hund, der dort an einem dieser elendigen Orte sitzt, hat es verdient! Jeder Hund, der dort Tag für Tag im Dreck, völlig unterversorgt und verstoßen, sitzt, hat Sehnsucht nach einem friedlichen Ort. Nach Sicherheit und Heimat.
Aber mit jedem Hund, der dort gegen viel Geld freigekauft wird, wird der nächste Platz frei, für das nächste Geschöpf, was wieder als Druckmittel verwendet wird.
Kurzgedacht ist es die schnellste Lösung: Hund gesehen, Hund bezahlt, Hund freigekauft. Für den Hund ändert das sofort etwas (wenn die Vermittlung danach nicht das totale Chaos wird!). Aber langfristig ändert damit niemand irgendetwas.
Hier muss klar angesetzt werden: Hier müssen Gespräche geführt werden, hier muss politisch ein Weg gefunden werden, dass eine nachhaltige Kooperation entstehen kann. Es gibt viele Beispiele, die belegen, dass eine Tötung in einen guten Ort umgewandelt werden kann, der sich Shelter nennen darf.
Campina….war eine Tötung. Bucov….auch hier wurde getötet.
Es bedarf aber wesentlich größerem Einsatz und wesentlich mehr unromantischer Arbeit, diesen Schritt zu gehen.
So viele Organisationen sind mittlerweile in Rumänien aktiv….Aber viele bleiben leider nur bei dem Ansatz, dass es schon ausreicht, wenn möglichst viele Hunde „dort herausgeholt werden“….
So viel Kraft und Energie verpufft einfach….
Die Tage habe ich mit jemandem telefoniert, der um Beratung/ Hilfe bat, da er selber eine Orga gründen will, um in Rumänien zu helfen…Er wäre schon 2 Jahre dort auch aktiv.
Ich fragte nach, wie die Besuche vor Ort gelaufen wären, wie sein Eindruck war…
Er war noch nie dagewesen….. Was soll ich dazu sagen? Wie kann ich etwas planen, etwas nachhaltiges aufbauen, wenn ich mit meinem Augen noch nie gesehen habe, was vor Ort los ist. Was gebraucht wird?
Wenn wir so weitermachen, und der Großteil der Orgas nur schaut, wie er da möglichst viele Hunde „gerettet“ bekommt, verlieren wir das Ziel, was unser größtes Augenmerk sein sollte, aus dem Blick.
Wir wollen, dass wir eines Tages keine Hunde mehr „dort rausholen“ müssen…
Wir wollen, dass es keine Hunde mehr gibt, die ein ein anderes Land gefahren werden müssen, damit es ihnen gut geht.
Wir wollen, dass ein Land wie Rumänien sich selbst helfen kann und für sich klare Strukturen hat, wie man diese Zahl der Straßenhunde minimiert.
Wir wollen, dass man vor Ort weiß, wie man Tierheime errichtet, die artgerecht sind und aus denen Hunde in gute Hände inländisch vermittelt werden können.
Dieses Ziel erreichen wir nicht, wenn jeder nur darauf bedacht ist, Hunde dort rauszufahren oder einem Kriminellen in die Arme zu spielen, der mit Tötungsterminen Druck aufbaut. Wir erreichen dieses Ziel nicht, wenn Leute blind Systeme unterstützen, die vielleicht noch nicht mal existieren. Wie oft hört man davon, dass vor Ort jemand unterstützt wurde, der sich schön die Taschen vollgemacht hat und nicht ein Penny ist bei den Hunden angekommen.
Wenn ihr euch unsicher seid, ob ihr dem ganzen vertrauen könnt, ob es diese Hunde, für die Geld gesammelt wird, weil sie sonst getötet werden, wirklich gibt, dann fragt nach. Lasst euch Informationen geben, bittet um Reiseberichte. Lasst euch nachweisen, dass die Orga, die die Spenden sammelt, auch wirklich mit eignen Augen vor Ort war.
Aber viel mehr sollte jeder für sich hinterfragen, warum wir im Jahre 2021 immer noch Tötungen haben. Kein System läuft einfach so weiter, wenn es sich nicht rentieren würde. Und irgendjemand wird daran verdienen.
Wir kennen so viele Orte, an denen dringend jemand eine gute und langfristige Unterstützung aufbauen müsste. Wo es Chancen und Möglichkeiten gibt, eine Tötung in ein Shelter umzuwandeln. Aber es fehlen einfach die Leute, die sich da durchbeißen und dranbleiben und mehr tun wollen, als den „Hunderetter-Hero Orden“ zu erhalten. Es macht nicht viel Spaß und es kostet unfassbar viel Zeit und Geduld, bis man Schritt für Schritt weiterkommt. So viel privater Einsatz ist gefragt, so viele Reisen, so viele Gespräche….
Wir sind maximal am Limit mit unseren 4 Projekten, die wir seit Jahren betreuen. Manchmal juckt es in den Fingern, aber wir bleiben realistisch und haben gegenüber unseren Partnern vor Ort eine große Verantwortung, die wir sehr ernst nehmen.
Wir beraten gerne, wir helfen gerne, wo wir können, wenn jemand einen Rat oder eine Hilfestellung braucht. Aber wir signalisieren auch wirklich klar, dass wir nicht Organisation 489248 brauchen, die rumänische Straßenhunde nach Deutschland holt….
Wir brauchen konkrete Hilfe vor Ort, klare Zukunftsvisionen und unromantischen pragmatischen Tierschutz, der das Ziel im Blick hält. Ich hoffe, dass wir in 20 Jahren wesentlich weiter sind! Sicher bin ich mir da allerdings leider nicht….
Mehr Infos zu unserer Arbeit (vor Ort!):

www.prodogromania.de

Anna L.
1. Vorsitzende
ProDogRomania e.V.

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Shelter

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