Text von Anna Langhammer.
Ich muss wieder schreiben. Weil etwas in mir arbeitet, was ich in letzter Zeit wieder vermehrt beobachte.

Etwas, was nicht gut ist. Etwas, was ungesund ist. Etwas, was einfach nicht richtig ist.

Unsicherer Hunde begegnen uns ständig. Im Alltag hier bei uns in Deutschland, die noch niemals Straßenhund waren oder in einem Tierheim hockten. In Rumänien sitzen sie ebenfalls zu Hauf, gestapelt in den Sheltern, vielleicht sogar auch dort aufgewachsen. Alle unsicheren Hunde, egal wo sie sitzen, was sie erlebt haben oder was sie eben niemals kennenlernen durften, wirken auf Menschen anders, als Hunde, die stabil und souverän durch den Alltag stapfen.

Die Anteilnahme bei den Hunden, die wir vorstellen, die durch ihren Blick schon zeigen, dass für sie alles um sie herum zu viel ist, ist immens. Man will helfen, man will Lösungen finden. Ich kenne dieses Gefühl.

Oft finden sich auch sehr empathische und liebevolle Menschen, die diesen Hunden dann ein Zuhause / Pflegestelle ermöglichen können.

Die erste Lösung ist also gefunden.

Doch was danach kommt, ist meist viel entscheidender als „Rettung“ an sich.

Ich persönlich kann jedem wirklich nur großen Dank aussprechen, der sich dieser Aufgabe, einen unsicheren Hund wieder ins Leben zu holen, zutraut und vernünftig durchführt.

Doch leider gibt es davon nicht allzu viele, die klar wissen, welche Dinge gut laufen müssen, damit auch wirklich eine Entwicklung, ein Fortschritt in der Psyche des Hundes festzustellen ist.

Ich halte rein gar nichts von dem Ansatz „Er kriegt alle Zeit der Welt und muss erst mal gar nichts…er soll von sich auf auftauen…“.

Vielleicht funktioniert dieser Weg – Mensch wartet ab, ist quasi der Versorger und Moderator – bei manchen Hunden und sie machen von sich aus dann nach einiger Zeit erste Schritte in die belebte Welt…

Meine Erfahrung zeigt mir aber, dass es leider selten der Fall ist und viele Hunde, die alle Zeit der Welt bekommen, sitzen Wochen oder Monate drinnen, huschen in den Garten, aber Interaktion, Leinenführigkeit, Kontaktaufnahme, ist nicht möglich.

Geschirranziehen ist unmöglich.

Ich rate wirklich jedem, die ganze Geschichte wesentlich interaktiver und fordernder zu gestalten.

Natürlich soll der Hund ankommen, natürlich soll er nicht ab Tag 1 mit Leine und Geschirr überfordert werden und bei der Familienfeier zwischen allen Gästen den Strahlemann spielen. Aber man sollte sich sehr wohl Ziele vor Augen führen, die es zu erreichen gilt.

Rückzugsorte sollen gegeben sein, ja, aber der Hund soll sich nicht tagein, tagaus in der Box verrkriechen. Tut er das, schraubt den Deckel der Box ab, holt den Hund in eure Mitte und zeigt ihm ganz bewusst euren Alltag auf.

Fasst den Hund bitte auch sehr gezielt an. Duzzi Duzzi Aktionen am Kopf und vorsichtiges Gehampel mit 3 Fingern sollte dringend unterlassen werden. Festes und ruhiges Streicheln ist da wesentlich effizienter. Lasst den Hund nicht unkontrolliert durch die Gegend tigern. In der Regel sollte der Hund ab Tag 1 Geschirr tragen, an dem eine leichte Leine (Hausleine) befestigt ist, mit der ihr ihn ganz gezielt steuern und ggf, auch aus Ecken herausholen könnt, ohne ihn zu sehr zu bedrängen. Hausleinen schaffen Kontrolle, aber gleichzeitig auch Raum…ein wunderbares Hilfsmittel. Sollte euer Hund bei Berührung starr werden, lasst euch davon nicht beeindrucken. Er kennt es nicht, so angefasst zu werden, wird es aber in wenigen Tagen durchaus auch langsam genießen können. Sollte er nervös werden, Abwerschnappen zeigen, lasst ihr euch davon bitte ebenfalls nicht beeindrucken. Setzt euch freundlich daneben, lasst Raum nach vorne und hinten und haltet ihn einfach seitlich bei euch. Das „Halten“ ist eine sehr gute Übung, um Sicherheit und Souveränität auszustrahlen. Ihr zeigt damit, dass ihr absolut bewusst, friedlich und steuernd handelt, alles das, was euer Hund nun braucht.

Auch sollte der Hund durchaus in der ersten Woche, die er bei euch ist, einen ersten kleinen Ausflug nach draußen machen. Am besten hat man andere entspannte Hunde dabei, die toll an der Leine gehen.

Achtet hier sehr sorgsam auf eine gute Sicherung (Geschirr, 2 Leinen) [weitere Infos zu Sicherung: https://prodogromania.de/hunde-vermi…/das-sichern-von-hunden/]

Manche Hunde blockieren total, sie können mit dem Geschirr immer ein wenig angeschoben werden. Orientiert man sich nach vorne und hat die Leine als klare Verbindungshand zum Hund, wird er – er will ja Teil der Gruppe sein – mittippeln. Blockieren wird aufgelöst, in dem man klar körpersprachlich signalisiert, dass es nach vorne geht. Man kann auch phasenweise ein wenig tragen und so nochmal neuen Anschub geben, aber meist geht es wirklich sehr schnell von selbst.

Unsichere Hunde haben in der Regel keine bespielte Festplatte. Sie wissen nicht, was Geschirr und Leine bedeutet, sie wissen nicht, dass angefasst werden gut tut. Sie meiden neue Dinge, verstecken sich, wehren neue Dinge ab. Wir müssen ihnen aufzeigen, dass alle diese Dinge aber gut sind. Wir müssen ihnen Wege bereiten, die sie bestreiten können. Sind wir passiv und warten ab, wird sich die Festplatte nicht neu bespielen. Es gibt keinen Input, keine Neuerung, keinen Fortschritt. Der Hund bleibt in seinem alten Verhaltensmuster, bleibt in der Box sitzen, dreht bei Leine und Geschirr durch…

Es ist so eine verschwendete Lebenszeit und nur ein trügerischer Erfolg, wenn der Hund nur versteckt im Haus halbwegs entspannt scheint.

Zwei Anmerkungen noch:

Hunde sind soziale Wesen. In der Regel gibt es wenig autistisch veranlagte Hunde, gerade bei den Straßenhunden, die in großen sozialen Verbänden leben. Sie wollen Teil einer Gruppe sein. Kein Hund will isoliert in einer Box leben oder nichts von der Welt da draußen sehen. Hunde orientieren sich an anderen Hunden. Daher vermitteln wir unsichere Hunde niemals als Einzelhund oder zu einem anderen unsicheren Hund. Sie haben durch einen souveränen Hund eine unfassbar gute Stütze und eine Art Übersetzer. Die Menschensprache ist oft erst mal fremd, zeigt der Ersthund bereits aber eine große Entspanntheit und Vertrauen in das, was seine Mensch tut, kann der neue Hund daraus schon sehr viel ablesen.

Alle meine aufgezählten Dinge beziehen sich auf unsichere Hunde, keinesfalls auf panische Angsthunde. Hier ist viel viel mehr Wissen nötig und muss viel mehr differenziert werden, was für Ängste / Phobien vorliegen. Hier muss viel mehr noch vorgedacht und systemisch gearbeitet werden und ich vermag nicht darüber aus der Ferne zu entscheiden, was für Angsthund x oder y das Beste ist. Ich weiß nur, dass es nicht sehr viele Menschen gibt, die diese Kategorie Hund anleiten können. Daher haben wir uns auch ganz bewusst entschieden, solche Hunde nicht zu vermitteln und wenn dann sind es ganz gezielt geprüfte Einzelfälle…

Abschließend ist es mir nochmal sehr wichtig, dass es nicht darum geht, den neuen Hund zu überfrachten. Er soll ankommen. Auch dazu habe ich bereits einen Text formuliert, der klar aufzeigt, dass gerade die erste Zeit sehr sensible und aufmerksam erfolgen muss. dass Ziele formuliert werden sollen, die machbar sind, aber keine Ziele, die den Hund an die Grenzen des Machbaren bringen.

[zum Text: https://prodogromania.de/24947-2/ ]

Nur soll er nicht monatelang ankommen und sein Leben in der Unsicherheits-Dauerschleife verbringen.

Seid Aktivator, seid Impulsgeber und helft euren Hunden, die Welt mit anderen, entspannten Augen zu sehen…

„Wer vorwärts kommen will, muss auch mal rückwärts denken!“

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