6 Tage Rumänien. 2 Tage davon reine Fahrt, 4 Tage bei den Hunden. Was sollen wir sagen? Irgendwie haben wir es hinbekommen, dass wir bei fast allen Hunden waren. Irgendwie hat das geklappt. Aber gestern merkten wir vor den letzten beiden Zwingern, dass die Kräfte endlich sind.

Wenn man jeden Tag durchschnittlich 100 Hunde trifft, die alle so anders sind, die man kennenlernen und ein bisschen von ihrem Wesen aufschnappen will, dann ist irgendwann der Kopf zu. Und jedem Hund begegnet man, sieht ihn in seinem Schicksal und will alles versuchen, alles tun, damit sich auch für dieses Wesen etwas ändern kann. Für alle wünscht man sich, dass sie das bekommen, was sie brauchen.

Für den einen ist das einfach der reine Kontakt zum Menschen, für den anderen endlich der Spaziergang durch den Wald oder das weiche Körbchen. Die Wärme einer Heizung im Winter oder endlich das richtige Futter mit nicht so viel Getreide, damit Ruhe in der Verdauung einkehrt. Für manch einen von ihnen ist es vielleicht auch einfach nur eine ruhige und vertraute Alltagsroutine oder vielleicht einfach das Liegen auf der Wiese in der Sonne mit der Nase in der Luft, die Menschen bei der Gartenarbeit beobachtend. Eigentlich ist es nicht viel, was sie sich wünschen….Eigentlich alles machbar. Wenn es nicht hunderte wären, gar tausende, die Hilfe brauchen, eine Heimat, eine Familie.

Und genau diese Masse ist es, die einfach erschlagend ist. In jedem Zwinger schauen einen so viele Augenpaare an – neugierig, aufgeschlossen, manchmal auch verzweifelt und abwehrend. In jedem Zwinger gibt es den Hund, der völlig aufdreht, wenn endlich Besuch kommt. Den Hund, der am liebsten im Boden versinken würde und den Hund, der sich das erst mal genau anschaut, bevor er von sich aus einen Schritt auf uns zumacht. Es gab bei unserem Besuch nur einen Hund (1 von circa 400) , der wirklich nach vorne gekommen ist und deutlich machte, dass er seine Zähne einsetzen würde. Wir haben so viele Fotos und Videos gemacht, so viele kleine Leckerchen verteilt und kleine Freuden bereitet. Für die Hunde, die alleine sitzen, gab es Kauartikel, damit sie mal 30 min etwas zu tun hatten.

Es ist egal, wie viele Stunden man am Tag eingesetzt hat, man fährt am Ende immer mit dem Gefühl, dass es doch wieder alles nicht gereicht hat. Wir können uns traurigerweise so sicher sein, dass wir viele von ihnen wiedersehen werden. Das ist die Realität. LOCKSLEY treffe ich seit 7 Jahren dort. Und immer wieder ist er voller Freude, begrüßt mich, strahlt mich an und genießt jede Minute. Und ich stehe und fühle mich einfach nur schlecht, weil er immer noch hier sitzt und keine Lösung in Sicht ist.

Tierschutz ist so ein prädestiniertes Feld für einen dicken Burn-Out. Man könnte – unabhängig ob vor Ort oder von Zuhause aus – Stunden, Tage, Wochen durcharbeiten. Es wäre immer noch nicht genug.

Vor 11 Jahren war ich das erste Mal in Baile Herculane und traf Mishu. Sein Shelter war ein kleiner dunkler Schweinestall mit 30 Hunden. Seitdem dreht sich ziemlich viel in meinem Leben um die Hunde in Rumänien. Diese erste Reise hat mich so gepackt und mir gezeigt, dass wir hier wirklich gebraucht werden. Wirksames Handeln, etwas auf die Beine stellen, etwas anders machen, Empathie leben und dabei nicht vergessen, dass nicht nur das Herz steuern darf, sondern auch der Verstand, die Ratio, angeschaltet sein muss, weil sonst ganz schnell alles gegen die Wand gefahren wird.

Wir geben als Team alles und haben euch als so zuverlässige Unterstützung an der Seite, dass wir in den letzten Jahren schon so viel erreicht und geschafft haben. Es geht immer weiter. Wir wachsen, halten seit vielen Jahren ganz stabil unsere Kooperationen in Rumänien. Alles ist der Verdienst von viel Disziplin, Erfahrung, Struktur und ganz viel ehrenamtlichem Engagement. Wir hoffen, dass wir das ganz viele Jahre noch so schaffen, denn die Geschichte mit ATHOS hat mir gezeigt, dass wir noch so weit davon weg sind, dass wir hier nicht mehr gebraucht werden.

In den letzten Jahren habe ich immer wieder mitbekommen, dass sehr viele gute und fähige Leute dem Tierschutz den Rücken kehren, weil es eine teilweise unlösbare Aufgabe ist und man so viel geben muss und manchmal wirklich wenig davon übrig bleibt. Social Media gibt einem dann abends den Rest.

Es ist eine Herausforderung, aus der Entfernung wirksam zusammenzuarbeiten, vor allem auch mit/ in einem Land, wo so vieles eben noch völlig anders läuft und es eben auch große Unterschiede in der Mentalität gibt. Es ist eine Herausforderung, dass wir mittlerweile mit so „viel Meinung“ konfrontiert sind und jeder zu allem etwas zu sagen hat, auch wenn er /sie noch nie dort unten war oder Kontakt zum Auslandstierschutz hatte. Man liest dann solche Kommentare wie: „Wie voll wollen DIE denn da noch die Kennel machen? Kapieren die gar nichts?“.

DIE – das sind unsere Kollegen vor Ort, die sich jeden Tag damit auseinandersetzen müssen, dass die Hunde vor ihr Tierheimtor gestellt werden, halbtot und abgemagert, voller Zecken. DIE – das sind unsere Kollegen, die da jeden Tag stehen und für 5 Probleme 12 Lösungen finden müssen. DIE – das sind unsere Kollegen, die dem 65kg aggro Herdi die eingewachsene Kette abschneiden müssen. DIE – das sind unsere Kollegen, die in 6 Monaten 47.0000 km Auto fahren, um alles rund um Klinik, Material und sonstiger Orga auf die Beine zu bekommen. DIE – das sind die, die Stunden damit verbringen, um angefahrene Hunde aus den Gräben der Hauptstraßen einsammeln und ihr Leben dabei selber noch riskieren.

Mir fehlt manchmal so viel Respekt, so viel Anstand, wenn ich dieses „viel“ an Meinung lesen muss. Wenn ich gerade vor Ort bin und sehe, was hier jeden Tag gestemmt werden muss. Wenn die Tierärztin alleine dem sterbenden Welpen die Infusion gibt und parallel den Mioritic schert, der nichts mehr sieht und völlig verfilzt ist. Das ist dann „Chaos“, “sowas hab ich ja noch nie gesehen“.  – Ja, sowas sieht man auch sicherlich nicht in Deutschland. Es ist kein Chaos, es ist einfach Arbeit auf Hochtouren. Leben retten, Leben besser machen.

Mir fehlt der Respekt, wenn man sich beschwert, dass die Hunde manchmal zu dick aussehen, Futter solle bitte dosiert werden. Wie stellen wir das denn an? In einem Tierheim, wo es gemischte Gruppen gibt und der dickste Hunde im Zwinger alle verprügelt? Da muss einfach mehr Futter verteilt werden an verschiedenen Stellen, damit die Schwachen überhaupt eine Chance haben. Und das zieht sich dann eben aber auch der zu dicke Hund nochmal rein und bewegt sich auf seinen 6qm entsprechend nicht viel.

Wir versuchen, ganz viel Realität zu zeigen. Wir wollen alle mitnehmen und zeigen, wie der Alltag im Shelter hier aussieht. Was alles parallel läuft und welche unkonventionellen Lösungen es da eben gibt, damit die Chancen größer werden, möglichst vielen zu helfen. Wenn das dann aber das Ergebnis ist und die Menschen, die vor Ort echt alles geben, so kritisiert werden, muss man sich überlegen, ob man das überhaupt noch bringen kann.

Es wäre daher so gut und angenehm, wenn jeder seine Fragen höflich stellt und nicht direkt dick die Meinung platziert. Wir beantworten gerne alle Fragen und können in der Regel auch alles plausibel erklären. Aber der Ton macht da eben die Musik und gerade wenn man hier steht, hat man für so ein Gepöbel wirklich null Nerven.

Wir haben jetzt noch 1200km vor uns, Florian fährt gerade, ich sitze am Laptop und versuche die Berge an Fotos und Videos zu sortieren und den kommenden Transport zu planen, denn am Montag um 7 Uhr gehts für uns wieder an die „normale“ Arbeit, mit der wir unsere Brötchen verdienen.

Danke an alle, die uns immer zur Seite stehen und unsere Hunde vor Ort unterstützen.

Wir brauchen euch, die Hunde brauchen euch. ❤️

Herzliche Grüße,

Anna

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