Vor ein paar Tagen wurden ein Malinois Rüde ins Tierheim Baile Herculane gebracht, der wohl eine Autounfall hatte und nicht laufen konnte – die Hinterhand ist gelähmt.

Unsere Tierärztin Andreea prüfte, ob er einen Chip hatte und siehe da: positiv! Da alle Hunde, die gechipt sind, in der nationalen RECS Datenbank in Rumänien angelegt werden müssen, konnte auch ATHOS in dieser Datenbank gefunden werden und es war klar, wer sein Besitzer war.

Andreea rief den Mann an und erklärte ihm, dass sein Hund auf der Straße von einem Auto angefahren worden ist und jemand den Rüden zu uns in Shelter brachte. Der Mann fragte nach, wie schlimm es um ihn stehe und Andreea machte ihm deutlich, dass beide Hinterläufe aktuell gelähmt sind und er nicht stehen kann. Es stellte sich heraus, dass ein ATHOS ein Zuchtrüde ist, der seit 10 Jahren bei dem Mann wohnte (ATHOS ist 11 Jahre alt). Der Mann kündigte an, am nächsten Tag ins Tierheim zu kommen und seinen Hund abzuholen.

Der nächste Tag. Wir waren nicht wirklich sicher, ob der Herr erscheinen würde, aber er stand pünktlich vor der Tür. Wir brachten ihn zu ATHOS und der Rüde freute sich wirklich, sein Herrchen zu sehen, aber der Mann begrüßte ihn nicht, fasste ihn nicht an und schaute einfach nur, wie sein gehandicapter Hund auf dem Boden lag und winselte. Langsam wurde ich sauer.

Ich fragte den Mann, wie ATHOS aus die Straße gelangen konnte, warum ein Auto ihn erfasst hat. Er erklärte, dass er vergessen hatte, die Tür richtig zu schließen. Sein anderer Hund kam von selber wieder zurück, ATHOS war vermisst (er lag ja bewegungsunfähig im Graben neben der Straße). Ich merkte, dass mir echt die Krawatte schwoll, denn man konnte sehen, dass der Hund sehr an diesem Menschen hing. Ich musste mich wirklich zurückhaltend, um nicht direkt völlig ausfallend zu werden….

Der Mann erklärte sehr trocken, dass er keine Zeit habe so einen Hund in die Klinik zu fahren, er hätte viele Papageien Zuhause und andere Hunde und keine Zeit…und dass der Hund bei ihm nicht mehr passen würde. Mir war einfach klar: Der Mann sah deutlich, das ATHOS sicherlich nie mehr als Zuchtrüde einsatzfähig war und seine finanzielle Wichtigkeit war nicht mehr gegeben.

Mir war auch klar: Dem Hund muss geholfen werden und dieser Mann wird es niemals tun. Mir ist aber auch klar, dass auch Hundebesitzer in Rumänien kapieren müssen, dass sie Verantwortung tragen. Sie tragen die Verantwortung, wenn ihr Hund aus dem Grundstück gelangen kann und angefahren wird. Sie tragen die Verantwortung, wenn die unkastrierte Hündin wieder vom Rüden aus der Nachbarchaft gedeckt wird. Sie tragen die Verantwortung, wenn ihr Hund krank wird. Das kapieren aber aktuell eher wenige Menschen hier und Hunde werden vornehmlich dazu gehalten, einen Job zur erfüllen. Grundstück bewachen, Prestigeobjekt sein, Welpen gebären, die man teuer verkaufen kann, Herde hüten, Spielzeug für die Kinder.

Es wurde mir einfach wieder so deutlich, wie weit wir hier weg sind von der grundsätzlichen Basis, die es braucht, damit sich überhaupt etwas ändert. Die Verantwortung für so ein Tier wird so easy, so gerne einfach abgewälzt, wenn es nicht mehr läuft, wenn der Hund Probleme macht, die Hühner jagt, krank wird usw.

Es war klar, dass wir für ATHOS dringend einen Röntgentermin brauchen und mir war auch klar, dass wir am Ende des Tages für diesen Hund sorgen werden, weil sein Herrchen einfach ein verantwortungs- und empathieloses Wesen ist, das einen so tollen Hund wie ATHOS eh nicht verdient hat.

Es hätte gar kein Sinn gemacht, ihm diesen Hund wieder anzuvertrauen, denn er hat seinen Hund nach 10 Jahren im Stich gelassen und man konnte erkennen, wie wenig Liebe er zu diesem Tier hatte.

Ich war ziemlich direkt in der Kommunikation, weil ich echt auf tausend war in dieser Situation und sagte dem Mann, dass wir sofort einen Röntgen-Termin ausmachen, aber er ihn bezahlen wird, bevor er dieses Grundstück hier verlässt. Wir klärten also mit der Klinik den Preis für das Röntgen ab und der Mann ging in Begleitung von Andreea zum Auto und gab ihr das Geld, das benötigt wurde.

Ein kleiner Teilsieg für uns, dass er sich nicht völlig ohne Beteiligung aus der Affäre zog und wir uns nun um einen 45kg Malinoisrüden mit gelähmter Hinterhand kümmern dürfen, was sicherlich eigentlich gar nicht mehr ins Arbeitspensum passt. Mein Puls sank langsam wieder und ich erklärte dem Team erneut, dass es so unfassbar wichtig ist, dass den Menschen immer wieder klar gemacht wird, dass sie eine Verantwortung tragen für ihr Tier. Und eigentlich müsste jeder Besitzer, der seinen Hund hier vor die Tür ablädt, dafür erst mal zahlen, dass wir nun uns auch noch um seinen nicht mehr gewollten Hund kümmern müssen, obwohl jeder cm des Tierheims voll ist.

ATHOS ist jetzt bei uns, Mishu ist mit ihm heute 3 Stunden in die Klinik gefahren, ich hab noch keine Infos, wie die Lage ist.

Er ist ein wunderbarer Typ! Selten treffe ich so friedliche und freundliche Malis in Rumänien. Die meisten sind völlig hochgedreht, aggro und wurden mit irgendwelchen komischen Praktiken als Wachhunde angetriggert. Meistens nicht hantierbare Zeitbomben, die so in ihrer Verzweiflung stehen, dass ihr Verhalten meist maximal impulsiv ist. Nicht so ATHOS…

Wir haben ihm versprochen, dass wir da sind, wenn er von seinem Herrchen, bei dem er 10 Jahre war, einfach abgeschoben wird. Wir lagen bei ihm auf dem Boden, um ihn zu trösten, denn er merkte genau, dass der Mensch, der es irgendwie geschafft hat, für ihn so wichtig zu sein, nie mehr zurückkehren und einfach vergessen wird, dass er so einen tollen Hund an seiner Seite hatte.

Wir kümmern uns um dich, ATHOS. Wir versprechen es und halten es auch. ❤️

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