Die letzten Tage haben wir euch wieder einige sehr dĂŒnne Hunde vorgestellt. Wir bekommen nun hĂ€ufiger die Frage gestellt, ob in Bucov das Futter nicht reicht oder die Hunde nur unzureichend mit Futter versorgt werden. Wir möchten euch dazu gerne nochmal genau vor Augen fĂŒhren, wie die Lage in Bucov rund um das Thema Futter dazustellen ist:
Wir verfĂŒttern in der Woche in Bucov rund 10 Tonnen Futter. Kein High-End Premium Kram, aber Futter, was von den NĂ€hrwerten her halbwegs vernĂŒnftig ist und was dem groĂen Teil der Hunde schmeckt. Zudem kommen ja immer Sachspenden durch die Transporte zurĂŒck ins Shelter, so dass immer mal wieder auch qualitativ hochwertigeres Futter zur VerfĂŒgung steht.
Man muss sich jetzt aber vorstellen, dass in keinem der hunderten Kennels betreutes Fressen stattfindet. Es herrscht viel mehr ein Darwinismus, der die Spielregeln vor Ort deutlich macht. Die Hunde, die sich in der Gruppe eher weiter oben an der Spitze finden, werden zu erst fressen, manche legen sich auch direkt oben aufs Futter in den Futtertrog und verbringen dort dann die nĂ€chsten Stunden. Die Hunde, die gar nichts zu melden haben, mĂŒssen warten. Manchmal lĂ€nger, manchmal haben sie GlĂŒck und der BigBoss bleibt heute lieber in der HĂŒtte und schlĂ€ft weiter. Manchmal gibt es auch Hunde, die es sich zur hoheitlichen Aufgabe machen, alle anderen Hunde aktiv vom Futtertrog zu verdrĂ€ngen. Sie schirmen komplett alles ab, fressen selber kaum, stressen sich maximal unnötig, aber fĂŒr sie ist es die tageserfĂŒllende Aufgabe, diesen Trog abzuschirmen. Wenn ich nun die kleine Leuchte im Zwinger bin, kann ich mich todesmutig an den Napf wagen, oder eben in der Ecke stehen, abwarten, vielleicht bis es dunkel ist, oder bis der Futternarzisst auch mal eine Pause braucht.
Dieses Spiel geht Tag fĂŒr Tag, Woche um Woche. Es gibt eher friedliche Kennels, wo alles rund ums Thema Futter eher sehr fair und entspannt ist und es gibt Kamikaze Kennel, wo Daueralarm ist. Mit jedem neuen Hund, mit jeder VerĂ€nderung in der Gruppe, mischen sich die Karten neu. Es kann jemand sehr souverĂ€nes dazu kommen, der der Gruppe Struktur gibt und futterneidische HeiĂdĂŒsen gut einbremsen kann, es kann aber auch ein NervenbĂŒndel dazustoĂen und die vorherige Ordnung und Ruhe kippt völlig aus dem Rahmen.
Oftmals wird gefordert, dass wir die dĂŒnnen Hunde umsetzen. Man muss aber hier schnell verstehen, dass das am grundsĂ€tzlichen Problem (Struktur der Gruppe), nur kurzzeitig eine Ănderung eintritt. Manchmal sind Hunde sehr dĂŒnn, weil sie neu gekommen sind und auf der StraĂe wochenlang kaum etwas zum Futtern gefunden haben. Manchmal sind Hunde aber auch einfach dĂŒnn, weil sie immer wieder die Opferrolle einnehmen, egal in welche Gruppe oder in welchen Kennel ich sie umsetzen werde.
Jedes Umsetzen birgt ein neues Risiko, weil niemand Zeit hat, die neue Gruppenkonstellation zu prĂŒfen, lange bei den Hunden zu sein. Die Nerven der Hunde sind durch Stress, Hektik und groĂer peripherer LautstĂ€rke sowieso eher dĂŒnn, so dass wir immer einen NĂ€hrboden fĂŒr BeiĂereien haben.
Werden sehr dĂŒnne Hunde in den Kennels gefunden, können sie – sofern dort Platz ist – in die Vetkennels gesetzt werden, wo ein wenig besser kontrolliert werden kann, wer was wie wann frisst.
Wir stellen vermehrt natĂŒrlich auch aktuell die dĂŒnnen Hunde vor, weil sie bei den kĂŒhleren Temperaturen nun noch weniger Chancen haben. Gerade in den letzten Tagen haben einige von ihnen Pflegestelle gefunden und dĂŒrfen zeitnah reisen.
Ausreichend Futter fĂŒr unsere Hunde zu haben, ist die gröĂte PrioritĂ€t! Denn nur, wenn ausreichend Futter da ist, kann man den Stress zumindest halbwegs herunterfahren. Gerade jetzt, wenn die NĂ€chte wieder kĂ€lter werden, verbrauchen die Hunde deutlich mehr Kalorien. Auch das berĂŒcksichtigen wir bei der Menge des Futters. Wir sind daher auf jeden Paten, auf jede Spende, auf jeden Futtersack angewiesen!
Das Management in einem so groĂen stĂ€dtischen Shelter ist nicht einfach. Wir haben eine gute Verbindung zur Shelterleitung und sind seit vielen Jahren nun vor Ort in Bucov. Wir sind froh ĂŒber jeden Arbeiter, den die Stadt dort anstellt, auch wenn die Motivation nicht von jedem gleich hoch ist. Aber das sind die Bedingungen mit denen wir zurechtkommen mĂŒssen, Wunschkonzert ist hier lange nicht angesagt.
Fair ist die ganze Geschichte ebenfalls nicht. Vor allem nicht fĂŒr die Hunde. Wir tun, was wir können, an vielen verschiedenen Fronten. NotfĂ€lle werden fĂŒr die Ausreise priorisiert, das Galerieteam gibt tĂ€glich Vollgas, um die Hunde sichtbar zu machen und vorzustellen.
Jeder dĂŒrre Hund ist einer zu viel, aber er wird gesehen, wir können ihm helfen und wir stehen nicht chancenlos davor und können nur zusehen, wie alles schlimmer wird.
Wir freuen uns, wenn wir noch den ein oder anderen Futterpaten gewinnen können, denn das ist die UnterstĂŒtzung, von der wir den groĂen Teil des Futters kaufen đ Futterpate werden
Wir bedanken uns herzlich bei allen, die tagtĂ€glich helfen, spenden, teilen und mit dem Herzen dabei sind. â„ïž
Anna Langhammer (1. Vorsitzende ProDogRomania e.V.)