Der Tag der Tage…
Da das Baurudel gestern die drei Carports im ersten Bereich fertigstellen konnte, stand dem Umsetzen der Hunde nichts mehr im Wege. Und so begannen wir am Morgen mit dem Transport der Hütten ins Open Shelter, damit die Hunde entsprechende Rückzugsorte haben.
Früh am Morgen waren auch kurz die Baurudelleitung in Baile im Tierheim, weil ich ihnen noch einige Schäden zeigen wollte und zwei fehlende kleine Dächer, die sie während ihrer Zeit hier noch errichten können. Mishu hat das Material bereits heute alles gekauft, so dass am Montag auch im eigentlich Shelter noch ein wenig Renovierungsarbeit geleistet werden kann.
Mit der Hilfe von Gabi haben wir dann möglichst taktisch klug die ersten Hunde verladen. hierbei haben wir primär erst mal zwei Kennel komplett leer gemacht, wo nur panische Hunde wohnten. Gabi ist super erfahren und auch wenn die fangschlinge zum Einsatz kommen musste, war das Umsetzen im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr stressfrei, zügig und kontrolliert umsetzbar, was mich sehr erleichtert hat. Natürlich hat man im Shelter sofort die andere Stimmung wahrgenommen, so eine Aktion „spricht sich rum“ und alle Hunde sind dann dementsprechend lauter und aufgewühlter.
Unser Kastramobil hat sehr gute Dienste geleistet, weil der Boden sehr schön eben ist und wir gut 9 Boxen unterbringen können.
Tja, und dann waren sie nach und nach alle da. 23 Hunden…
Lica, Odelio, Paul, Peanut, Hank, Rübe, Ursulet, Abony, Babett, Stromboli, Haku, Flöckchen, Nacho, Anthony, Nisha, Fee, Momo, Baluga, Nektarios, Aurelie, Lusik, Gaijon und eine braune Hündin, die noch ihren Namen bekommt.
23 mal viele Sorgenfalten, große Angst vorm Menschen, dauerhafte Depression oder non stop panisches Gebelle. Teilweise seit Jahren.
Mit besorgten Augen sassen sie im Transporter, manche war es richtig schlecht und sie mussten sich übergeben. So eine große Veränderung, so viel neues nach all den Jahren der permanenten Einöde, das muss man erst mal als Hund verpacken.
Dann der große spannende Moment: Alle Boxen auf dem Gelände, das Öffnen, das erste Austeigen. Das Realisieren, dass da nun so viel Platz ist. Und Gras. Und andere Hunde und neue Gerüche…
Manche steuerten sofort eine Hütte an und die ganz Panischen – wie zum Beispiel Lusik, haben wir auch direkt vor eine Hütte gesetzt, damit sie dort erst mal einen Fluchtpunkt finden – manche haben sofort das Gelände erobert, jede Ecke markiert, jeden anderen Hund erst mal kontaktiert. Es war und ist so spannend, das alles zu beobachten…und zu begleiten. Immer mit der Sorge im Kopf: Machen wir hier eigentlich gerade das Richtige?!
Nach einer guten Stunde der Beobachtung, bei der alles recht ruhig blieb, haben wir noch an verschiedenen Stellen Futter verteilt, alles abgeschlossen und mit einem guten Gefühl das Gelände verlassen. Morgen früh wird sich zeigen, wie die Nacht verlaufen ist. Soweit waren wir aber sehr zufrieden, mit dem wie sich die Hunde zeigten. Unser Plan der Gruppenzusammenstellung und der Aufteilung des Geländes schien für den ersten Moment zu fruchten. Die Zukunft wird zeigen, was alles optimiert, was baulich nochmal angepasst werden muss. Es folgen noch ein paar Sandaufschüttungen, wir pflanzen noch ein paar Bäume und Sträucher und dann Stück für Stück werden wir unsere Erfahrungen mit diesem Projekt sammeln.
Großes Dank an alle, die uns unterstützt haben (finanziell, aktiv vor Ort) und die uns das Vertrauen geschenkt haben, dieses Projekt so umsetzen zu dürfen.
Danke an das Baurudel, dass in so kurzer Zeit so eine gute Strukturierung des Geländes vorgenommen hat und die so eng mit uns zusammenarbeiten. Wir waren echt ein super Team und können stolz auf das zurückblicken, was wir in so kurzer Zeit geschaffen haben.
Ich bin so gespannt auf die ersten Videos in den nächsten Wochen, wenn sich zeigt, wie sich die erste Gruppe verhalten und gliedern wird. Im Sommer bin ich wohl wieder hier und dann werden wir wieder ein Stückchen weiter sein in unserer Erfahrung.
Diese Reise war eine große Herausforderung für mich – vor allem mental, weil ich viele Dinge zum ersten Mal gemacht habe und nicht die Sicherheit hatte, was wie funktionieren wird. Wir haben als Team perfekt funktioniert und auch unsere Freunde und Mitarbeiter vom Baile Team haben alles gegeben, damit in einer Woche so viel umgesetzt werden konnte. Ich werde nach meiner Ankunft in Deutschland nochmal einige Dinge zusammenfassend darstellen, da immer wieder die selben Fragen bei vielen offen sind, die wir euch gerne beantworten werden. Aber ich brauche nun auch erst mal eine kleine Pause. weil die Woche wirklich einiges an Kraft gekostet hat. Morgen um 5 Uhr starten wir Richtung Deutschland und mein Herz wird wieder sehr schwer sein. Wieder habe ich das Land ein Stückchen besser kennenlernen dürfen, wieder haben wir uns ein Stückchen weiterentwickelt und Tierschutz in Rumänien ein wenig anders gedacht. Das ist mir sehr wichtig und ich halte daran fest, dass wir die alten Strukturen langsam aber stetig aufbrechen müssen. Wir müssen anders denken, brauchen andere Lösungen und müssen Perspektiven hier vor Ort schaffen. Für einen großen Teil der Hund wird eine Adoption in ein anderes Land keine Option sein, wir müssen also immer wieder auch den Fokus auf diesen Bestand richten und für sie Lösungen finden, damit jeder Hund ein halbwegs artgerechtes und zufriedenstellendes Leben führen darf. Es ist mühsam, aber es lohnt sich. Lasst uns die Kräfte bündeln und lasst uns zusammen wirken. Denn nur so kann es dauerhaft einen Fortschritt, einen Wandeln geben…
Danke für eure Anteilnahme auf dieser Reise, danke für eure Impulse, eure wertschätzenden Rückmeldungen, danke für eure Fragen…
Es ist gut, dass wir euch alle an unserer Seite haben.
Es grüßt euch herzlich,
Anna