Trumans Reise 🐾 (verfasst von unserer erfahrenen Pflegestelle Tina Schmid)
 

Für alle Pflegestellen und die die es werden wollen: „Es kann nichts Größeres geben als ein Wesen zu retten, das nie eine Chance gehabt hätte wenn Du nicht gewesen wärst!“
„Mein Name ist „Truman“, eigentlich hiess ich Aran. Ich lebe jetzt schon über sieben Monate hier bei meiner Familie und meinen Hundekumpels. Heute möchte ich euch meine Geschichte erzählen, mein ganz persönliches Happy End und wie viel Glück im Unglück ein Hund haben kann. Unsere Pflegestellenbetreuung sagte ich sei ein Identitätsdieb! 😉

 

Meine Pflegefamilie entschied sich letzten Mai, nachdem das Leid und die Not so gross war und unzählige Welpen in den Sheltern landeten, einem Welpen eine Pflegestelle zu bieten.

 

Meine Pflegefamilie wählte bewusst mich aus – klein, knuffig, zutraulich, süss aber eben mit Fellfarbe schwarz! Sie dachten der kleine Kerl würde in Deutschland hoffentlich schneller ein eigenes Körbchen finden. Da ahnte noch keiner, dass mein Bruder, der mir sehr ähnlich sah und ich verwechselt wurden.

 

Auf der Pflegestelle wurde alles für die Ankunft vorbereitet, das Bad wurde mit Trenngitter abgeteilt, ein Körbchen gerichtet, Welpennahrung besorgt und natürlich ein paar Spielsachen.Am 26.06.2022 war es dann soweit: Leute kamen in unseren Kennel und setzen mich in eine Box. Dann ging es in den Trapo. Wir fuhren eine lange Zeit. Spätabends an dem sogenannten Haltepunkt hielten wir an. Ich wurde aus dem Auto wieder in eine andere Box verladen, zuvor wurde mir noch ein Sicherheitsgeschirr angepasst, damit die Sicherheit bis zur Ankunft daheim und auf den Spaziergängen usw gewährleistet ist. Ich war total unsicher und hatte auch grosse Angst. Eine Frau nahm mich in der Box mit in ein Auto. Das war mein Pflegefrauchen.

 

Mir war fürchterlich zumute, ich war ganz allein, alles war neu, es roch fremd, fremde Menschen, fremde Stimmen, fremde Geräusche, ich kannte ja nichts, ausser die paar qm in meinem Kennel und die anderen Seelen die mit mir da drin sassen. Alles war neu. Irgendwann kamen wir „zu Hause“ an. Dies war wohl nun meine sogenannte Pflegefamilie. Aber konnte ich denen vertrauen?

 

Meine Angst war noch sehr gross, ich war total unsicher. Sie stellten die Box mit mir in ein Zimmer, in das Bad. Meine Pflegemama machte die Box auf, so dass ich hätte raus können. Das war mir aber zuviel. Ich blieb lieber darin sitzen. Sie stellte Futter und Wasser neben die Box. Trotzdem traute ich mich nicht raus. Dann verliess sie das Zimmer, es war Ruhe. Mein Hunger war sehr gross, so dass ich mich dann doch nach ein paar Minuten heraus traute und erstmals einen vollen eigenen Napf vor mir hatte. Das erste Mal konnte ich mich ganz in Ruhe satt fressen. War das lecker!

 

Danach übermannte mich die Müdigkeit, ich schlief ein. Viel zu viele neue Eindrücke. Ich schlief aber nicht lange, alles war fremd und ich mutterseelenallein, ich war ja viel mehr Trubel gewohnt, ich fing an zu heulen und heulte und heulte. Vor allem nachts, denn es war plötzlich still. Was eigentlich toll ist, endlich Ruhe aber woher sollte ich das wissen, ich kannte es nicht. Meine Pflegemutter kam dann zu mir, sie brachte es nicht übers Herz mich da allein zu lassen, zudem weckte ich das ganze Haus auf sagte sie. Also legte sie sich auf einer Matte neben mich, das beruhigte mich ein bisschen. So schliefen wir zusammen.

 

Am nächsten Morgen flog die Verwechslung auf – war ich doch charakterlich ganz anders als mein Bruder, der eigentlich reisen sollte – ich war unsicher, hatte grosse Angst. Aber meine Pflegefamilie hielt zu mir, natürlich durfte ich bleiben! Und keine Sorge mein Brüderchen durfte auch reisen aber zu einer anderen Familie.

 

Kaum aufgewacht, schnappte mich meine Pflegemama mit Leine und Geschirr, doppelt gesichert und trug mich in den Garten. Das erste Mal dass ich Gras gesehen habe. Es roch gut im Garten, doch ich verstand nicht was ich da sollte. Als ich dann endlich mein Geschäft verrichtet hatte bekam ich ein grosses Lob, dann ging es wieder nach drinnen in „mein“ Bad.

 

Durch das Trenngitter konnte ich erstmals meine neuen Kumpels sehen. Ich war sehr unsicher und versteckte mich sofort in der Dusche. Dann musste ich ein „Bad“ über mich ergehen lassen, der Gestank vom Shelter musste weg! Danach ging es mir schon besser. Meine Pflegemama stellte mich dann allen hier lebenden Hunde am Gitter einzeln vor und achtete stets auf einen netten Umgang. Zu meiner grossen Freude war auch eine jüngere Hündin dabei, die Sympathie war sofort da. Wir wurden schnell Freunde, durch sie lernte ich mich schneller hier zurechtzufinden in meiner neuen Welt, natürlich lernte ich von ihr auch viel Quatsch!

 

Zwei Tage später ging es für mich zum Tierarzt, der Mittelmeercheck und eine Allgemeinuntersuchung stand an, eine Kotprobe nahmen wir auch mit. Wieder hatte ich grosse Angst, aber auf dem Arm meiner Pflegemama hab ich das dann doch gemeistert irgendwie. Mittlerweile hatte meine Pflegefamilie auch das Trenngitter zum Bad entfernt und ich konnte mich bewegen wie ich wollte, ich hatte vorsorglich eine Hausleine an meinem Geschirr. Mit den Hunden, die schon da wohnten, gab es keinerlei Probleme. Ich erkannte schnell, wer hier welche Aufgaben hatte und fügte mich in meine neue Gruppe gut ein. Nach ein paar Tagen wusste ich auch, dass ich nach draussen musste um mein Geschäft zu erledigen, ich bevorzugte den Garten, Gassi gehen machte mir zu grosse Angst, fremde Menschen, Autos, Lärm überall, bekam ich Angst auch wenn meine Kumpels mit waren. Meine Pflegemama meinte, das wird noch werden – mit viel Geduld und Übung – und sie behielt recht, wobei ich heute noch Angst vor fremden Menschen habe und ich belle sie erstmal an.

 

Das Ergebnis des MMK war negativ, meine Menschen freuten sich für mich! Sie sagten nun könnten wir anfangen Bilder von mir zu machen und einen Post in der Pflegehundgruppe zu erstellen – vielleicht würde ich ja doch schneller als gedacht mein eigenes Körbchen finden. In der zweiten Woche irgendwann fing es an, ich hatte immer solchen Durst und konnte mein Pippi nicht halten, ständig musste ich pieseln, es gab etliche „Unfälle“ drinnen denn eigentlich meldete ich mich schon meistens, wenn ich raus musste – da wussten wir irgendwas stimmt nicht!

 

Meine Pflegemama stellte mich wieder beim Tierarzt vor, wir dachten alle ich hätte eine Blasenentzündung eingefangen. Ich wurde mit Antibiotikum behandelt, es wurde aber nicht besser! In der Zeit stellte ich das Leben meiner Pflegefamilie echt auf den Kopf! Ich musste dauernd Wasser lassen, auch nachts, stündlich! Das war eine schwere Zeit für uns alle. Und meine Pflegemama sah man nur noch mit Putzeimer. Beim Tierarzt wurde dann ein Ultraschall meiner Blase und von meinen Nieren gemacht, da war aber alles ok. Zeitgleich machten sie ein grosses Blutbild mit Organprofil und untersuchten den Urin direkt aus der Blase. Das alles war sehr unangenehm für mich.

 

Es dauerte über zehn Tage bis wir anhand der Befunde rausgefunden hatten, unter was ich litt. Meine Diagnose ist Diabetes insipidus. Das heisst mein Gehirn produziert kein ADH. Das hat zur Folge, dass ich immer ein Durstgefühl verspüre und immer trinke, somit viel zu viel Wasser aufnehme und das dann auch nicht halten kann. Ich bin quasi ein Durchlauferhitzer, oben rein unten raus.

 

Ich merkte, dass meine Pflegefamilie sehr traurig war, es war für uns alle wirklich stressig, aber der Tierarzt machte uns Hoffnung, dass wir das mit einem Medikament aus der Humanmedizin in den Griff bekommen könnten. Er verschrieb mir den Wirkstoff „ Desmopressin“. Meine Pflegefamilie sollte das probieren und mir einen Tropfen pro Tag ins Augenlid geben. Ausserdem sagte er zu mir, einer von einer Million Hunden hat diese Krankheit und ausgerechnet ich bin der eine Millionste. Was für ein Glück hatte ich doch reisen zu können, in Rumänien hätte man das vermutlich nicht bemerkt und ich wäre wahrscheinlich gestorben.

 

Es vergingen weitere Tage, meine Familie kümmerte sich gut um mich, ich taute auch zusehends auf. Das Medikament wirkte, ich bekomme jetzt jeden Morgen und Abend einen Tropfen davon ins Auge.
Ich lebe nun fast beschwerdefrei, wenn man die Zeiten, also die Tropfabstände wirklich einhält. Wie erwartet bekam ich nicht viele Anfragen, hier auf meiner Pflegestelle. Ein recht unsicherer Hund, dazu schwarz und auch noch krank, das war schon schwierig.

 

Trotzdem, waren zwei super Anfragen dabei. Als sie jedoch von meiner Krankheit erfuhren, haben sie abgesagt – wahrscheinlich waren sie keine Putzfreaks. Aber wer will es ihnen verdenken. Dafür haben sie aber andere Hunde direkt über ProDog aus Rumänien adoptiert, was mich und meine Pflegemama sehr freut!

 

Wieder vergingen ein paar Wochen, es meldete sich niemand für mich. Mittlerweile war auch mein Pflegepapa mir sehr symphatisch und ich hatte keine Angst mehr, ich kam sogar von selbst zum Schmusen und Kuscheln auf die Chouch. Ich begann mich richtig einzuleben und wohlzufühlen, wobei ich bis heute vor fremden Menschen Angst habe. Eines Abends sagten meine Pflegeeltern dann zu mir, eigentlich war es meine Pflegemama: „Auf Dich kommt es nun auch nicht mehr an, du wirst hier bei uns bleiben mit all deinen Macken und Kanten.“

 

Und hier bin ich bis heute. Ich bin adoptiert worden – obwohl ich gar nicht auf die Pflegestelle reisen sollte, obwohl ich charakterlich ganz anders bin als mein Bruder und krank bin ich auch! Ich habe trotzdem mein eigenes Körbchen gefunden, mit vielen Freunden, mir geht’s gut, ich bin wohlauf und glücklich! Schaut euch meine Bilder an!

 

Es lohnt sich für jede Seele, die eine Chance erhält! Das ist meine Geschichte, lebt wohl und wenn ihr könnt, helft den vielen Fellnasen in Rumänien. Und wenn es mal schwerer wird als gedacht, haltet durch.
Sie warten auf ihre Chance! Sie haben es alle verdient!

 

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Für diese herzerwärmende, wunderbare Geschichte bedanken wir uns ganz herzlich bei unserer lieben Pflegestelle Tina, die uns und Truman mit auf die Reise in ein Happy End genommen hat. 💜

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