Heute morgen früh habe ich mich zusammen mit Mishu auf dem Weg zum Bürgermeister gemacht, um die Fläche für das Open Shelter erneut zu besuchen und konkret festzulegen, wo wir die ersten Bereich umzäunen wollen. Der Vertrag für die Landübereignung an Mishus Organisation wird am Dienstag erfolgen, wir konnten ihn heute schon sichten. Am kommenden Mittwoch erhält Mishu dann die Baugenehmigung und wir können loslegen. Wir werden zuerst den Bereich am Fluss umzäunen und dort drei Parzellen von je circa 350qm errichten. Ein weiteres Stück Fläche soll genutzt werden, um einen Container dort abzustellen, um dort Futter und andere wichtige Dinge zu lagern. Ich habe euch alle Infos in einem Video zusammengefasst:
Mishu wird morgen mit Arbeiter Virgil genau aufmessen und dann die ersten Materialien bestellen.
Wir wollen uns an dieser Stelle nochmal ganz herzlich bei allen bedanken, die uns bei diesem Projekt unterstützen und mit uns zusammen in die Zukunft blicken. Wir müssen viele Erfahrungen sammeln und werden sicherlich auch einige Dinge lernen. Aber zusammen wird es gut werden – das merke ich!
Zurück im Shelter haben wir dann zwei Neuankömmlinge versorgen müssen. Einmal eine Mama mit 7 ganz kleinen Welpen, aktuell sieht es mit ihrer Milch schwierig aus – wir schauen, was morgen los ist und haben auch schon Welpenmilch besorgt…. Zeit für eine solche intensive Betreuung niemand, aber es fragt hier keiner nach, ob man nicht Zeit und Lust für ein paar Miniwelpen hat. Sie stehen einfach vor der Tür und man muss sehen, wie man zurecht kommt…
Die andere neue Hündin ist vermutlich auch tragend, das prüfen wir morgen nochmal, sicher muss ihr aber ein Auge entfernt werden, denn das sieht gar nicht gut aus. Volles Programm also…
Mama ASTELA habe ich heute besucht. Sie kam im Mai hochtragen zu uns und hat wenige Tage nach Ankunft 9 Welpen auf die Welt gebracht – der kleinen Familie geht es gut…. Die Mama hat nun bald abgestillt und dann darf sie so langsam ein Zuhause finden.
Für mich ging es dann weiter durch die P-Kennels – alles voller Welpen und Teenager. Die ersten Minuten sind maximal chaotisch und man schaut einfach nur, dass man seine Schuhe anbehält und die Hose halbwegs heilt bleibt. Ist ein wenig wie im Haifisch Becken… nur mit mehr kleinen spitzen Zähnen.
Am Abend haben wir noch zusammen gegessen und den Abend ausklingen lassen. Maria, Mishus Frau hatte heute Geburtstag. Während wir zusammen dort saßen, kam ein Auto und Mishu kam nach 15 min zurück mit zwei kleinen Ziegen. Eine davon hat große Probleme mit dem Vorderlauf. Sie wurden im Wald gefunden, völlig orientierungslos….Beide sind viel zu dünn, übersät mit Kletten und völlig müde. Wieder zwei Seelen, die hier gestrandet sind…Maria, sie kennt sich mit Ziegen und Schafen sehr gut aus, hat sich den beiden sofort angenommen… Kein Tag vergeht ohne neue Herausforderung und so langsam hat sich über die Grenzen von Mehadia und Herculane rumgesprochen, dass es hier diesen Ort gibt, wo irgendwie alle Tiere Hilfe erhalten, die Schiffbruch erlitten haben. Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen, Schweine….Alles da, alle an einem Ort… Achso: Schlangen gibt es auch, ich bin heute über eine Hornviper quasi gefallen, was zur leichten allgemeinen Aufregung geführt hat, da die Teile echt giftig sind und das nächste Krankenhaus, was da helfen könnte im Falle eines Bisses, 7 Stunden entfernt in Bukarest ist. Glücklicherweise gab es keine Kollision und ich war schnell genug, um nicht drauf zutreten… Leider hat sie sich nun unter Hütten versteckt und wir konnten sie nicht mehr wiederfinden. Aktuell ist sie im Bereich vor den Welpenkennels unterwegs und wir hoffen, dass sie heute Nacht nicht auf dumme Gedanken kommt… Ich kann also niemandem empfehlen, mit offenen Schuhen hier unterwegs zu sein. Morgen werde ich mir nochmal überlegen, ob ich nicht doch auch bei über 30 Grad eine lange Hose tragen werde…. Was für ein Tag – auch heute wieder…. Man braucht so viel Energie und Kraft, um all die alltäglichen neuen Herausforderungen zu meistern… Man muss aufpassen, dass überhaupt noch Zeit und Luft bleibt, um neue Dinge und wichtige Entwicklungen voranzutreiben. Der Alltag fordert so viel von allen hier und auch ich merke, dass ich mit meinem normalen Tagesgeschäft eigentlich gar nicht hinterherkomme. Natürlich geht es voran, wir haben schon viel geschafft, aber manchmal geht es eben auch wieder einige Schritte zurück… Jede tragende Hündin ist zum Beispiel wieder ein Schritt zurück. Aber man muss die Kraft aufbringen, damit wir uns weiter entwickeln und Veränderung erzielen können… Auch morgen werde ich wieder etwas versuchen on top zu machen, von dem ich glaube, dass es sehr sehr wichtig ist. Irgendwie muss ich mir die Zeit nehmen und dann die Tage darauf noch effizienter arbeiten, um das Tagesgeschäft und die Pflichtaufgaben zu schaffen…
Müde und sehr dankbar für diese Erlebnisse heute kippe ich ins Bett.
Der Bürgermeister hat mir heute in der City Hall sehr stolz die öffentliche Bibliothek gezeigt, da Mishu ihm erzählt hatte, dass ich Lehrerin bin und Literatur sehr mag. Als ich so kurz durch die Regale stöberte, fiel mir „Micul print“ – „Der kleine Prinz“ in die Hände….
Und dazu passend möchte ich zitieren – passend für den gesamten heutigen Tag, passend für alles, was uns noch so begegnen wird – morgen und in den nächsten Jahren.
„Geradeaus kommt man nicht besonders weit.“
Ich habe hier in diesem Land gelernt, dass ich nicht nur meinen deutschen Fokus auf die Sache anwenden kann, sondern, dass links und rechts ganz viel vorhanden ist, was für die Lösungsfindung wichtiger ist, als meine detaillierte Planung, die unter Umständen hier überhaupt nicht so funktioniert…
Und damit ich morgen überhaupt noch irgendeine Art von Fokus habe, kippe ich jetzt ins Bett… 🙂
Bis morgen!
Anna