Wie viele von euch schon mitbekommen haben, bin ich aktuell alleine in Baile Herculane für eine Woche, um unser Shelter dort zu besuchen. Ich bin gestern Abend gegen 9 Uhr in der Pension angekommen. Die Fahrt war sehr ruhig, es war recht wenig los und so habe ich recht früh die rumänische Grenze passiert und konnte endlich mal im Hellen durch die Karpaten fahren… Immer wieder ein toller Anblick und gerade wenn man die letzten Ortschaften vor Herculane passiert (Plugova, Mehadia) und sich so langsam die vertrauten „Heimatberge“ am Horizont erheben, fühlt es sich immer an, als ob ich nach Hause komme – ajuns acasa! Da ich ziemlich müde, aber körperlich überhaupt nicht ausgelastet war, bin ich noch eine Runde durch die Gassen von Baile spaziert und danach ins Bett gekippt.

Heute morgen früh habe ich – so mache ich es immer – den historischen Ortskern besucht. Seit April ist hier nicht viel passiert, was die Restaurationen der alten Gebäude anbelangt – gigantischen Fortschritt hatte ich jetzt eh nicht erwartet.

Bai Sulfuroase – die Schwefelbäder haben heute wieder deutlich gerochen…

Man merkt nun deutlich – im Vergleich zum April – das hier nun Hauptsaison ist. Die Pensionen und Hotels hier sind sehr gut besucht, die Straße der kleinen Ortschaft sind gefüllt mit Menschen, viele kleine Shops und Stände haben eröffnet. Die meisten Leute haben ein Handtuch dabei und sind auf dem Weg zu einer der Schwefelquelle, für die Baile Herculane sehr bekannt ist – über die Landesgrenzen hinaus.

Nach meinem kurzen Abstecher machte ich mich auf ins Shelter, was zwischen Herculane und Mehadia liegt..
Mishu und sein Sohn Andrei waren erst spät in der Nacht vom Transport nach Hause gekommen, beide schliefen noch. Sein zweiter Sohn Alex und seine Freundin Ana begrüßten mich sehr herzlich und wir machten nach einem kleinen Frühstück unseren Shelter Rundgang. Alex zeigte mir die beiden neuen B-Kennels und die kleinen Umbauten, die seit April passiert sind. Er erklärte mir, warum er Hunde umgesetzt hat und wie er neue Kennelbesetzungen plant. Bekannte Gesichter sah ich sehr schnell, war mein Besuch im April ja nicht lange her… Einige Hunde durften natürlich reisen, nicht so viele aber, wie ich erhofft hatte…In dem Kennel von unserem großen Björn, der wenige Wochen zuvor reisen durfte, leben nun 6 Junghunde zusammen, die in den P-Kennels für die unendlichen Welpen Platz machen mussten…Einen leeren Kennel – das gibt es hier nicht…

ein neuer Hund – Jagdhund Rüde, schon älter…

…ebenfalls ein neues, recht auffälliges Gesicht.

Alex hat mir heute geholfen, Hunde festgehalten, Galerie abgeglichen und Notizen gemacht. Alleine geht es war auch, aber man braucht deutlich länger und Alex kann mir meist viel zu den Hunden sagen.

Ein altbekanntes Gesicht – unser ENZO…Ich war erschrocken, wie müde und traurig er aussah…Aber die Jahre im Betonknast hinterlassen Spuren..

Heute morgen hatte bereits Tierärztin Andreea mit Arbeiter Gabi zusammen begonnen, die Welpen aus der Quarantäne, die letzte Woche ihr finale Impfung erhalten haben, in Kennel H4 und H3 umzusetzen, damit sie raus an die Luft kommen. Alleine in Kennel H4 sind nun 25 Welpen und in Kennel H3 sind 11 Hundekinder eingezogen…
Es war klar, dass das heute unser erstes Projekt wird, diese riesen Truppe zu erfassen… Sie können nämlich alle vom Impftermin her mit dem nächsten Transport Ende Juli ausreisen und das sollten so viele von ihnen wie möglich können, denn es ist so unglaublich voll….
Also ging es los mit Chiplesegerät und Farbspray (man muss bereits erfasst Welpen markieren, sonst blick man nicht mehr durch…) und Alex und Ana… Ana kennt die Welpen alle ziemlich gut, denn sie hat alle in der Quarantäne betreut, denn dafür ist Ana zuständig hier. Sie weiß, wer mit wem zusammen kam, wer davon Geschwister sind usw.

Ana hat den Durchblick, wer mit wem zusammen gehört…

Hoffnung da draußen?

So viele wunderschöne Hundekinder, die am Anfang ihres Lebens stehen – wer muss da zum Züchter?

Bei manchen Welpen wachsen die Ohren immer schneller als der Rest des Hundes… 🙂

Nach einigen Stunden, zwei kaputten Schnürsenkeln und diversen Löchern in den Hosenbeinen waren wir mit diesem ersten Projekt fertig. Welpenerfassung hört sich immer so niedlich an, ist aber meistens das stressigste, was es hier so gibt, denn alles wuselt, alles möchte eigentlich auf auf dem Arm und alles beißt in alles rein  – aus Neugierde, aber natürlich auch aus Langeweile.

Ein paar Meter weiter traf ich auf die Welpen, die ich im April erfasst hatte – alle nun Teenager geworden…. Es ist so traurig zu sehen, dass sie weitere 3 Monate im selben Kennel verbracht haben und nichts von der Welt gesehen haben. Wenn ich überlege, was meine Hunde Zuhause in dieser Zeit alles erlebt haben… Es ist so so wichtig, dass unsere Hundekinder immer zeitnah reisen können, denn die so wichtige Zeit des Großwerdens darf nicht so ablaufen, wie es nun mal in den Sheltern an der Tagesordnung ist. Niemand hat Zeit, um sich stundenlang zu den Hunden zu setzen, niemand hat Zeit, mit den Welpen etwas Neues zu erleben… Gerade die Welpen, die schon unsicher sind, müssen eigentlich mit aller höchster Priorität reisen…denn für sie ist alles verloren, wenn sie mit 8 Monaten immer noch hier sitzen. Ich habe daher bereits heute alle erfassten Welpen aus Kennel H4 und H3 an das Galerieteam gesendet, damit sie schnell Namen erhalten und in der Galerie sichtbar werden.

Ziemlich am Ende des Tages sagte Alex zu mir, dass heute ein ganz guter Tag war: No new dog in shelter, no dead dog in shelter.
Ja, an solch pragmatischen Dingen kann man hier einen guten Tag erkennen… Ana arbeitete noch in der Quarantäne, die aktuell bis auf zwei scheue Hündinnen leer ist. Sie desinfiziert immer die gesamten Räume, wenn die Welpengruppen in die Außenkennels kommen. Große Hoffnung hat sie nicht, dass die Räume lange leer bleiben…

Jetzt später am Abend musste ich noch was einkaufen und hier um die Ecke gibt es einen nagelneuen Penny, der irgendwie gar nicht so richtig in die Landschaft passt. Aber das ist hier auch irgendwie sehr häufig so, dass direkt neben völlig lädierten Häusern, die noch Ceausescu gekannt haben, absolut moderne Gebäude stehen, die mit verspiegelten Glasflächen eher nach Manhattan passen. Als ich gerade an der Kasse stand und ziemlich lange warten musste (auch durchaus rumänisch, es gibt zwar sieben Kassen, aber nur eine ist geöffnet und die Menschenschlange windet sich bis zur Kühltheke – aber alle warten sehr brav und höflich), schossen draußen gerade 5 große Hunde über den Parkplatz. Ich wollte direkt alles stehen und liegen lassen und rausrennen, als ich merkte: ich bin ja gar nicht in Deutschland…. Kurz durchatmen und bezahlen, dann mal draußen schauen gehen. Die 5er Gruppe tummelte sich gerade bei den Einkaufswagen um eine Frau hatte für alle Hunde etwas zu essen dabei… Ich schaute ein wenig zu, es ging alles sehr friedlich von Statten ab und ich fragte die Frau, ob sie die Hunde kennt…Sie nickte und sagte, dass sie morgens immer bei ihr am Haus sind und abends meist hier auf dem Parkplatz, sie würden seit 6 Monaten hier als Gruppe zusammenleben…
Alle 5 sahen gut aus, waren fröhlich und schienen sehr zufrieden zu sein. Da ein Rüde mit Sicherheit aber nicht kastriert war, werde ich morgen mal mit Mishu besprechen, ob er mit der Dame mal in Kontakt kommt und wir die Hunde auf jeden Fall kastrieren lassen. Solange alle so gut aussehen und sie regelmäßig Futter erhalten, sollten sie dieses Leben, was sie aktuell haben, weiterleben dürfen…Zwar ist auch hier in Herculane die Absprache, dass die Straßen frei von Hunden sein sollen, aber in den äußeren Bereichen stört es nun eher keinen…
Gestern Abend, als ich hier spazieren war, habe ich einige Leute mit ihren Hunden gesehen, die alle an der Leine nochmal Gassi geführt wurden. Alle sehr gepflegt, sehr fröhlich, sehr zivilisiert… Man muss immer wieder wirklich darauf achten, dass man seinen Blick immer wieder offen hält und auch das sieht, was schon ganz gut klappt… Auch der Schäferhund, der hier in der Pension lebt, hat nun keine Laufleine mehr, sondern einen Garten, wo er tagsüber wohnt und abends spät. wenn alles hier ein wenig ruhiger wird, darf er sich frei auf dem Gelände bewegen. Er ignoriert alle Menschen, macht so sein Ding und liebt sein Herrchen, der Chef hier der Pension. Nicht jeder Hund, der hier wohnt, hat ein schlechtes Leben. Viele – auch die 5er Gang vom Penny – hat ein sehr gutes Leben, zumindest aktuell. Wenn ich da an so manchen Hund in Deutschland denke, der 9 Stunden täglich die Wohnungswand alleine anstarren muss, kann so ein Hundealltag hier durchaus gut sein. Klar, schwierig wird es, wenn die Hunde körperlich nicht mehr die Kraft für dieses Leben haben, keine sicheren Futterquellen aufsuchen können oder keine mediz. Hilfe erhalten. Dann ist der Sachverhalt wieder durchaus ein ganz anderer….

Ich checke jetzt noch die letzten Fotos, schaue nochmal in die Emails und dann wird es auch langsam bei mir ruhiger. Der Tag heute war recht kühl, die Nacht wird es auch, die nächsten Tage wird das Thermometer aber wieder orange bis rot…
Ich bin gespannt, was uns morgen erwarten wird…
Viele Grüße aus den Bergen, die Sonne ist gerade abgetaucht…..

Anna

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