Zu Beginn leider die Nachricht, dass der Bürgermeister krank im Bett liegt und wir uns nun für Samstag Mittag verabredet haben. Er hat Mishu aber schon 4 mögliche Plätze angekündigt und der Treffpunkt ist ausgemacht. Wir sind zuversichtlich, dass wir Samstag dann uns alles anschauen können. Unseren Tag haben wir dann heute ein wenig anders geplant. Das A-Haus rückseitig mussten wir heute noch fertig erfassen und haben dort ANTII getroffen, den ich gestern in den G-Kennels vermisst hatte…
Sein Hals war komplett geschoren, dicke Wunde waren zu sehen, manche noch offen. Er war in eine schwere Beißerei vermittelt und erholt sich langsam…Leider mag ANTII den Menschen nicht so sehr und die Behandlung war eine ziemliche Mammutaufgabe….Er wohnt nun unter anderem bei der Dobermann Hündin Lilac, die wir euch heute als Notfall vorgestellt haben…
Leider haben wir aktuell in der Quarantäne immer wieder Welpen mit Lungenproblemen. Heute war ein kleiner Tropf an der Infusion, wir hoffen, er schafft es….
Andreea ist super routiniert, wie alle unsere Tierärztin. Zugang legen, Chipen, Entwurmen….alles geht so rasant von der Hand. Ruhig und routiniert, auch wenn die Hunde wirklich keine Lust haben.
Und auch P2 und P1 haben wir heute besucht, alleine in P1 12 wunderbare Hundekinder, die morgen Tollwut geimpft werden und dann in knapp 3 Wochen ausreisen dürfen. Alle sehr sehr freundlich, sehr lieb (noch) in der Gruppe….Ich hoffe sehr, dass sie im Mai reisen dürfen, denn wenn sie alle zu Teenagern heranwachsen, gibt es auch da die Meuterei….
Mit Andreea haben wir heute die letzten Transportvorbereitungen gemacht, gerade aus P3 dürfen einige Hunde reisen, auch Joline, die dort völlig unter geht und auf dem Hüttendach lebt…Wie sehr muss sie sich freuen, wenn sie endlich aus diesem Stress raus ist…
Arbeiter Gabi hat heute morgen einen neuen Hund mit ins Shelter gebracht, 10 Monate alter Rüde, völlig versifft und voll mit Kletten, er konnte kaum die Ohren vom Kopf bewegen. Ihn haben wir sauber gefriemelt und dann…ja dann geht es leider wieder los: Erste Impfung und chipen, dann eine Platz finden, wo er halbwegs von der Gruppe aufgenommen wird. Eine schwere Aufgabe…Wir waren nun fast in jedem Zwinger, kennen einigermaßen die Hunde, aber da verlassen wir uns doch auch schon sehr auf Gabi, der dort jeden Tag die Hunde hantiert und alle sehr gut kennt… Wir haben den neuen jungen Burschen also in H1 gesetzt, wo es direkt am Anfang einmal ordentlich knallte, aber Gabi war natürlich direkt dabei und wirkte entsprechend ein. Heute Abend sass er in der Ecke des Zwingers und wir hoffen, dass er einen Hüttenplatz aufsuchen wird, denn es wird wieder sehr kalt werden…
Die Männer kommen aktuell gut voran dank des tollen Wetters und sie betonieren aktuell einen weiteren Kennel, wo bisher immer ein großes Matschloch ist. Diesen Platz können wir gut nutzen….
Da es die letzten beiden Tage recht warm war, sieht man deutlich, wie nun die Hänge hier grün werden. Als wir ankamen, war alles noch maximal grau und nun sieht es schon ganz anders auch. Auch die Hunde haben die Sonne heute wieder so genossen und alle lagen auf der Seite und haben Kraft getankt.
Gestern war Mishu mit 4 Hunden in Craiova zum Check und zum Röntgen, ein langer Weg, aber für uns wirklich wichtig, denn wir haben hier sonst keine Klinik, die mit bildgebenden Verfahren arbeiten kann. Auch Biboh war dabei, für sein Ellebogen kann nichts mehr getan werden….Das hat uns ganz schön traurig gemacht, denn er ist wirklich ein guter Kerl…
Wir haben ihn nun im Vethouse untergebracht, er darf ja in zwei Wochen ins Tierheim Koblenz reisen. Dort hat er es besser als in den Zwingern…
In Absprache mit Mishu haben wir 40 neue Wassertröge bestellt, da aktuell viele Metalleimer im Einsatz sind, die leider ständig umkippen. Ich habe dafür eine Spendenaktion vorbereitet, Bettina hat die Bestellung bereits getätigt und wir lassen die Tröge direkt nach Baile liefern.
Wir freuen uns, wenn ihr uns auch hier wieder unterstützt:
https://www.facebook.com/donate/1138371953624506/
Heute Abend haben wir noch einiges für den Transport morgen vorbereitet und wir waren recht spät erst Zuhause. Ich bin noch einmal durchs Tierheim gestreift mit meiner Kamera. Diese Abende hier tun immer so gut, denn langsam wird irgendwie alles friedlicher und ruhiger, die Raben ziehen die letzten Runden, die Schafe gehen in den Stall und die Hunde kommen langsam zur Ruhe. Die Sonne taucht dann ganz schnell unter die Hügel im West ab und alles wird in ein wunderbares Licht getaucht. Ich bin dann auch immer ein wenig entspannter, weil ich dann meine Tagesaufgaben erledigt habe und einfach beobachtend umherziehen kann. So trifft man dann immer auf kuriose und zugleich schöne Dinge. Aber man sieht auch immer wieder einzelne Hunde, die am Gitter sitzen und sehnsuchtsvoll in den Abendhimmel schauen. Sie bellen und schreien nicht mehr, sie bereiten sich auf die Nacht vor.
Wenn ich aktuell durch unsere Facebook Gruppe schaue und all die vielen Hunde sehen, die die Teams in Bucov, Campina und dem SoH erfasst und vorgestellt haben, erwische ich mich leicht dabei, dass mich die Gesamtmasse an Herausforderungen einfach erschlägt. Es sind so viele Schicksale, die so eng an unsere Tätigkeit geknüpft sind. Natürlich sind es primär die Hunde, für die wir alles geben, um für jeden eine Lösung zu finden, auch für die, die nicht vermittelbar sind. Aber es sind auch mittlerweile so viele Menschen diesem Netzwerk beigetreten, die sich darauf verlassen, dass wir da sind. Dass wir Rechnungen bezahlen, dass wir Löhne überweisen, dass wir helfen, wenn Medikament A nicht mehr in Rumänien zu finden ist. Dass wir zusammen planen, uns gegenseitig mit Wissen und Kompetenz helfen. Dass wir Visionen für die Zukunft haben und dass wir mit der nächsten Generation bereits in Kontakt stehen. Dass wir für aussichtslose medizinische Fälle Pflegestellen haben, die die ersten großen tierärztlichen Untersuchungen in Deutschland unternehmen. Wie kann man damit umgehen, wenn so viel Hoffnung in einen gelegt wird? Wie kann man jede Nacht schlafen, wenn man weiß, dass so viel auf dem Spiel steht? Wohlwissend, dass das ja quasi nur die Hälfte des zu bewältigenden Alltags ist? Der Großteil unseres Teams arbeitet Vollzeit, hat selber Tiere, Familie….
Ja, es wird einiges abverlangt und wir können es uns einfach nicht erlauben, eine Woche nicht ansprechbar zu sein. Es ist eine unfassbare Disziplin, die hier jeden Tag aufgebracht werden muss. Aber meistens schlafe ich nachts sehr gut! Einfach weil ich weiß: Ich bin nicht allein, ich bin eine von vielen, die mit dem Herz bei der Sache ist und weiß, warum sie für all das Kraft hat.
Wir alle wissen, warum wir das hier machen.
Wir sind aktuell mit vielen Leuten hier unterwegs in Rumänien, und parallel laufen von Deutschland aus so viele andere wichtige Dinge. Der Transport rollt, die Galerie füllt sich, Bestellungen werden gemacht, Rechnungen bezahlt…´Auch diese Woche ist es passiert – der Klassiker: Adoptanten sagen drei Tage vor Ausreise ab. Muss der Hund nun da bleiben? Nein…das gesamte Pflegestellenteam ist zusammengerückt und hat natürlich einen Platz gefunden. Alle Änderungen, die das nun mit sich brachte, wurden schnell getätigt, wir haben kurze Informationswege nach Rumänien…Und nur durch dieses großartige Netzwerk kann auch dieses Hundekind davor bewahrt werden, dass sie als scheuer Teenager keine Chance mehr hat. Heute stand ich bei einer kurzen Pause auf der Wiese, Blick auf die Berge und die Schafe der Familie Stoika und ich empfand eine tiefe Dankbarkeit, dass ich all das hier erleben darf. Dass mich mein Weg hierhin gebracht hat. In dieses Land. An diesen Ort. Viele Dinge, die ich hier erlebt habe, werde ich niemals mehr vergessen. Die ersten Stunden im alten Schweinestall mit einem Mishu, der nicht 1kg Hundefutter mehr hatte. Der große Umzug der Hunde in das neue Shelter, wo Mishu und ich 3 Tage nur mit Hunden durch die Gegend gefahren sind, um alle sicher umzusiedeln. Die erste Kastrationsaktion im eigenen OP…. Der erste Kontakt mit so vielen tollen Hunden, wie auch Bulldogge Hera, die ich eins im Futterraum antraf mit einem viel zu kleinen Maulkorb auf einem kleinen Stuhl sitzend. Momente, die mich emotional echt herausgefordert haben. Die mich wirklich tief berührt haben. Manche Dinge, die ich hier gesehen habe, gehören aber auch zu den schlimmsten Dingen in meinem bisherigen Leben. Wenn Hunde kämpfen, und man nichts mehr tun kann. Wenn sie vor deinen Augen zerrissen werden und man nur noch aus Selbstschutz agiert. Wenn alte todkranke Hunde nach 12 Jahren Kettenhunddasein ins Shelter kommen und man sie nur noch erlösen kann. Wenn Hunde völlig verzweifelt an den Gitterstäben kämpfen und ihr Schreien und Weinen durch Mark und Bein geht. Wenn Hündinnen unter 12 Monaten schon mit den ersten Welpen zurechtkommen müssen und selber noch Teenager sind…
Nach meiner ersten Rumänienreise kam ich völlig verändert nach Hause und wusste, dass das hier einen Stein ins Rollen gebracht hat, den ich vor 2 Wochen noch nicht mal kannte. Mein Denken, mein Handeln hat sich durch diese Besuche deutlich verändert. Demut, Glück, Dankbarkeit. Alles wurde neu justiert… Ob das gut für all meine Lebensbereiche ist, weiß ich nicht. Es ist aber eine Klarheit eingetroffen, die beruhigend ist und hilft, die Dinge realistisch betrachten zu können. Ich glaube sehr vielen Menschen, die auch Teil unseres Teams sind, geht es so wie mir, wenn sie von ihren Reisen sprechen. Wenn sie von den Erlebnissen sprechen und der Möglichkeit, ihre Fähigkeiten so einzubringen, dass anderen damit geholfen werden kann. Jeder bringt das ein, was er kann und so entsteht eben ein Paket an Stabilität und Fortschritt. Ich bin bin dankbar, all das hier erleben und ermöglichen zu können. Ich bin dankbar, dass ich helfen kann und dass wir gemeinsam über die Jahre einen Fortschritt erzielen können. Es sind kleine Schritte, aber ich sehe sie. Aber ich weiß auch, dass drei Schritte voraus auch wieder zwei Schritte zurück bedeuten können. Die Lage ist nicht leichter geworden und wir erwarten in den nächsten drei Jahren keine massiven Veränderungen, die unsere Arbeit unnötig machen könnten… Aber ich bin dankbar, dass wir Schritte machen, dass wir nicht aufgeben, hinschmeißen, uns zerstreiten und als Team versagen. Es ist eine große Leistung von jedem einzelnen. Das uns auch dieser Tage geschenkte Vertrauen bestärkt uns sehr und spendet sehr viel Kraft. Wir wissen, dass ihr alle an unserer Seite seid und wir so mutig und entschlossen Schritt um Schritt bewältigen und nicht verzagen, wenn wir auch mal wieder ein Schritt kehrtmachen müssen.
Herzliche Grüße von mir aus Baile an euch alle!
Anna
„Glück ist nicht in einem ewig lachenden Himmel zu suchen, sondern in ganz feinen Kleinigkeiten, aus denen wir unser Leben zurechtzimmern.“