Wir sind müde, nachdenklich und ich versuche mich durch die vielen Bilder und Videos von heute zu arbeiten.
Morgen werden wir nochmal alles geben und so viele Kennels besuchen, wie nur irgendwie möglich. Im August kommt zum großen Glück von allen ein größeres Team, was dann an unsere Erfassungsanfänge anknüpfen kann.
Es sind so viele Augen, so viele Gesichter. Arbeiten wir in einem Kennel, verfolgen uns so viele Augenpaare aus dem Nachbarkennel. Tierärztin Irina kämpfte heute wieder um das Leben von einigen kleinen Welpen, als vor dem Tierheimtor 4 mini Babies abgegeben wurden, die noch nicht mal die Augen aufhatten.
Catalina versorgte Bisswunden. Aniela fuhr von a nach b, besorgte verschiedene Dinge und Mihaela schor mit dem Team in Campina einige Herdis, die unter ihrer Wolle so sehr leiden bei der Hitze. Alle haben sich auch heute wieder für die Hunde eingesetzt und haben keine Pause gemacht. Wir haben heute tausende Hunde gesehen, eine erschlagende Zahl, eine unfassbare Lautstärke.
Aber sie sehen soweit alle gut aus. Sorgenkinder sitzen in den Vetkennel, alle Hunde werden satt, haben Wasser (noch viel viel wichtiger bei dieser Hitze!) und die Kennels werden immer im Turnus mal sauber gemacht. Für ein städtisches Shelter schon wirklich gut. Aber es ist nicht zu vergleichen mit der Lage in Campina, Baile und dem SOH… Aber die Hunde von dort haben
es nicht weniger verdient, auch von dort ausreisen zu können. Es wäre unfair…den Hunden, aber auch den Menschen, die sich für diese Tiere an den verschiedenen Orten einsetzen, einzelne Shelter als weniger wichtiger abzutun. Jedes Shelter an jedem Standort ist ein wichtiger Stützpunkt unseres Netzwerks. Jeder Ort wirkt für sich, jeder Ort ist wichtig. An jedem Ort kann man unterschiedliche Ansprüche stellen und jeder Ort entwickelt sich unterschiedlich schnell in die richtige Richtung. Wir sollten daher Vergleiche nicht anstellen und wir sollten auch nicht den einen Ort gegen den anderen auf- oder abwerten in seiner Wichtigkeit oder in seiner Präsenz.
Manchmal kommt aber diese Stimmung auf, dass es doch in Bucov „am schlimmsten“ sei für die Hunde….
Es ist sehr schwer dort, das kann ich euch sicher sagen. Aber in jedem Shelter ist es nicht leicht für die Hunde und jeder Standort muss von uns erhalten werden. Und wenn in Baile dauerhaft nur ´350 Hunde leben, dann ist das ein gutes Zeichen und eine Wertschätzung darüber, dass unsere Arbeit dort gut funktioniert. Wenn in Campina aus der ehemaligen Tötung nun ein toller und guter Ort entstanden ist, dann ist dies der Verdienst von vielen einzelnen Dingen und Handlungen, die dort Tag für Tag passieren. Es kann für uns aber nicht heißen, dass wir diese kleineren Shelter nun außer Acht lassen und sich dann dort bald die Hunde stapeln. Jeder Ort verdient seine Aufmerksamkeit, jeder Hund verdient seine Chance, egal an welchem Ort er ist und in welchem Kennel bei welchem Tierschützer er sitzt.
Bitte lasst uns das nicht vergessen….
Auch für uns im Team ist es schwer, für alle Shelter gleich viel Zeit zu haben. Ich wäre liebend gerne 8 mal im Jahr hier, aber es geht einfach zeitlich nicht. Ich muss mir meine Besuche aufteilen, was aber nicht heißt, dass mir manche Orte weniger wichtig sind. Wir haben das all die Jahre gut geschafft und unsere Kraft, unsere Mühen und unsere Zeit immer fair zwischen allen aufgeteilt und auch Mishu, Mihaela und Aniela fühlen sich alle gleichwertig behandelt. So friedlich soll es auch bleiben, es ist das wichtigstes Gut, was wir haben. Wir sind eine Einheit und ein Team mit festen Zielen im Blick. Lasst uns daran weiter festhalten, auch wenn mir heute nach dem Bucov Besuch wirklich das Herz schwer wurde….
Gute Nacht für heute, wir müssen heute Nacht nochmal viel Kraft tanken.
Anna