Heute morgen staunten wir alle nicht schlecht. Graue Suppe und 9 Grad. Alles wurde begleitet von einem unfassbaren Sturm, der durchs Tal fegte, fast schon sogartig. Den Hunden merkte man diese drastische Wetterveränderung auch an, vor allem aber der starke Sturm machte sie nervös. Alles was nicht gerade sehr schwer war, flog wild durch die Gegend. Jedes kleinste Blech, was auf dem Dach ein wenig Spielraum hatte, erzeugte unfassbaren Lärm, alles begleitet von kurzen Regenphasen.
Früh am morgen waren wir bei Primo, Kevin und Tamo. Tamo hat großes Glück, er darf zeitnah ins Tierheim Koblenz reisen. Ein Jahr hat er vor Ort warten müssen, nachdem sein Besitzer ihn unter einer Brücke festband und er dort drei Tage ohne Futter und Wasser stand…Jetzt wird endlich für dich alles gut.
Ein paar Kennels weiter trafen wir auf eine super nette 4er Gruppe, die uns sehr harmonisch begrüßte. 2 Rüden und 2 Mädels, einer netter als der andere…wir stellen sie bald in die Galerie ein und hoffen, dass wir bald gute Plätze finden werden…
Endlich hatten wir auch mal Zeit für MARYLIN und TOBAGO. Zwei reinrassige Mioritic. TOBAGO hat uns super freundlich begrüßt, bei MARYLIN musste uns Alex erst mal vorstellen. Ihn liebt sie heiß und innig und würde alles für ihn tun. Bei fremden Menschen schaut sie erst mal genau hin, aber auch wir konnten sie gut anfassen und sie zeigte sich sehr respektvoll und höflich. Aber es sind und bleiben eben Hunde, die zum Schutz der Herde ausgebildet werden und der Mioritic kann sogar dann auch die Herde hüten und treiben, eine sehr effektive Mischung also. Eines Tages werden wir auch hoffentlich für diese beiden Wuschels passende Menschen finden…
So ging es für uns hauptsächlich von Kennel zu Kennel. Auch in P5 machten wir kurz halt und machten frische Fotos von den Welpen, die so schnell wachsen….danach waren wir alle ziemlich platt – einschließlich der Hunde. 🙂
Gestern schon fiel uns ein junger Kangelrüde auf, der mit einer recht massiven Kette, die an seinem Hals baumelte, in einem Kennel untergebracht war. Wir fragten direkt nach und Gabi, einer der Arbeiter, sagte uns, dass er nicht freundlich sei und er mit diesem Stück Kette hier abgegeben wurde. Den Kennel kann man betreten zum Reinigen und Füttern, mehr ist aber nicht drin. Der noch gar nicht so alte Rüde machte uns auch sehr schnell deutlich, dass er keine Lust auf Besuch hatte. Gut ist es, wenn man solche Kaliber immer sehr früh trifft, so haben wir nun jeden Tag Zeit, ein wenig Bekanntschaft zu schließen. Jeden Tag gute Leckerchen mal durch den Zaun stecken, entspannt und positiv wirken….und siehe da, heute als wir bei Boston im Nachbarkennel waren, schaut der große Kerl schon sehr neugierig zu und nahm die Leckerchen sehr vorsichtig durch den Zaun an. Aktuell sind wir ganz zuversichtlich, dass wir bis Samstag die Kette abbekommen werden und vor allem auch Cosima besuchen können, die dort eben auch wohnt….Leider gibt es noch so einen Kennel im A Haus, wo ein ziemlich schlechtgelaunter Kollege sitzt, sodass man den Kennel nur zu zweit und mit Schippe abgesichert betreten kann, um Futter und Wasser zu verteilen. Leider sitzt auch dort ein sehr netter Rüde, den man so leider kaum kennenlernen kann…Aber auch das wollen wir ändern.
Ziemlich betrübt und geschockt waren wir von der Veränderung von Espa. Die sonst so fröhliche und dynamische Schäfihündin, die wir hier schon lange beherbergen, war nicht mehr wiederzuerkennen. Stumm jagt sie ihren Schwanz, das Fell sieht schlecht aus. Als wir bei ihr waren, brach es quasi aus ihr heraus und würden Hunde weinen können, hätte sie geweint. Sie ist völlig verzweifelt, krabbelt in einen rein, versteckt den Kopf im Schoß und scheint zu flehen, dass sie man sie nicht schon wieder hier sitzen lässt und einmal im halben Jahr jemand sie besucht und Zeit mitbringt… Es ist sehr bestürzend zu sehen, dass manche Hunde Stück für Stück, Monat für Monat aufgeben und sich verlieren in all dieser Leere, die da ist. Espa scheint ihren Schwanz nur zu halten, sie will sich nicht verletzten. Vielleicht einfach, um zu spüren, dass sie nicht alleine ist, dass sie noch da ist. Dass sie noch etwas fühlt. Astronaut ist bei ihr. Wohl ähnlich hoffnungslos, aber er scheint es besser zu verstecken. Höflich freut er sich, anständig benimmt er sich. Er versucht sich zusammenzureißen. Denkt man.
Tag 1 geht immer so leicht, Tag 2 ist immer schon viel mehr in der Realtität. Viel mehr spürt man jetzt wieder, was Leben im Shelter für Hunde bedeutet. Für alte Hunde, für die viel zu vielen Welpen. Für die Hunde, die hier Monat für Monat die Gitterwand anschauen. Aber man packt diese Gefühle tief in die Kiste. Die sind hier fehl am Platz. Man funktioniert, um so viel wie möglich zu erreichen. Für jeden von ihnen. Und wenn alle fleißig sind, dann kann es vorwärts gehen. Danke für die lieben Worte, die mich die Tage erreichen, und die Kraft machen für alles, was noch kommen wird.