Wir sind aktuell wieder in Baile Herculane und besuchen dort unser Projekt in den Karpaten. Seit einigen Jahren sind wir nun vor Ort zusammen mit Mishu und seinem Team aktiv und bei jedem Besuch wird deutlich, wie wichtig dieses Zentrum dort ist. Wir nehmen euch gerne wieder auf unsere Reise mit und schreiben jeden Abend einen kleinen Bericht über unseren Tag.
Heute morgen hat unser Tag begonnen mit der Erfassung von 15 Welpen, die alle fertig geimpft sind und dringend in die Galerie Einzug halten sollten. Viele waren super aufgeschlossen und vor allem drei Weimaraner Mix Welpen, die die Ruhe selber waren, haben uns sehr beeindruckt. Auch in Baile ist es so, dass man in jedem Kennel immer wieder verwundert ist, wie viele tolle Hunde dort Tag für Tag warten…
Unsere Family ( Mama mit 7 Babies) hatte heute ihren Vetcheck. Tierärztin Andreea hat alle untersucht, entwurmt und entfloht. Die Mama hat gut gefressen und auch die Welpen schlagen gut zu. Sonntag waren wir noch sehr besorgt, heute geht es schon viel besser…
Gogu hat heute den Sichtschutz am Freilaufgehege angebracht. Wir wollten keine dicke Wand errichten, so dass das Polycarbonat ( damit wird in Rumänien irgendwie alles gelöst…) eine gute Alternative darstellte.
Auch der Pool wurde heute von Arbeiter Gaby ausgeleert, sauber gemacht und neu befüllt. Mishu hat eine kleine Pumpe, mit der das Becken ruckizucki leer ist.
Heute waren wir im A-Haus lange unterwegs. Das Hundehaut steht nun gut 5 Jahre dort und hier und da müssen einige Sachen renoviert werden. Gogu hat aber schon alles auf dem Schirm. Auch die Hundehütten müssen teilweise ausgebessert werden. Teilweise sind sie schon ganz schön benagt. Das ist leider durch die Langeweile geschuldet, durch die die Hunde jeden Tag müssen. Viele Hunde, gerade im A Haus sind schon sehr lange bei uns im Tierheim: Socke, Flecki, Balko, Sherlock….alle teilweise schon über 2 Jahre…Da kann man aus Verzweiflung schon mal eine Hütte annagen.
Im A Haus haben wir einen super netten alten Rüden kennengelernt. Wir haben ihn Mr. Silver getauft, weil er ein ganz silbriges Fell hat. Er ist dort der sehr geschätzte Chef von einigen jüngeren Hündinnen und es ist ganz rührend, wie er sich einem in den Arm schmeißt..
Da wir auch heute einige Hunde umgesetzt haben, um einen Zwinger in Mels Nest 2 zu bekommen, (damit wir dort noch einige kleine Hunde aus Mels Nest 1 reinzusetzen, das aktuell brechend voll ist), waren wir total happy und schmiedeten schon Pläne… Wer passt zu wem, wer braucht dringend mal eine neue Butze… Mitten im Gewühle traf ich Mishu, erzählte ihm von unseren Plänen. Er teilte mir verzeifelt mit, dass er eine Mama mit 7 Welpen inclusive Vater vor die Tür gestellt bekommen hat und er dringend einen guten Platz sucht. Und da uns partout kein leerer Zwinger einfiel – es gibt hier eigentlich nie freistehende Zwinger… – kam die Mama mit ihren Babies in den von uns frei gemachten Zwinger. Bumms…alle Planung und Idee dahin. Innerhalb von ein paar Minuten… Unsere gut geplante Ordnung klappte zusammen wie ein Kartenhaus im Wind. Alltag hier. Ich reise seit gut 6 Jahren nach Rumänien. Weder in Bucov, noch in Baile gibt es mal so eben freien Zwinger. Auch unsere Quarantäne ist so konzipiert, dass wir 4 Boxen haben, jede Box hat einen Außen- und einen Innenbereich. Aufgrund der Platzprobleme sind 8 verschiedene Gruppen nun dort untergebracht. Und selbst das reicht nicht aus. Die Mama mit den Babies von heute hätten auch dort besser reingesollt, aber wohin mit den anderen aus der Quarantäne? Klar kann man jetzt sagen: Baut doch noch ein paar Kennel…aber auch das verschiebt das Problem des Puzzelns nur temporär. Aber so ist es halt nun mal… Alles Jammern und Heulen bringt nichts, da steht eine Mama mit 7 kleinen Babies. Sie schreien, haben Hunger, sind aufgeregt vom Transport…und natürlich setzt du sie dann in den Zwinger, der frei ist. Viel Zeit bleibt nicht. Körbchen rein, Welpenfutter geholt, passende Näpfe besorgt… Nette Babies, einer schöner als der andere und eine super liebe Mama. Auch der Papa ist ein toller, ihn erfassen wir morgen.
Nach der ganzen Aufregung haben wir uns am Abend noch Zeit für die Quarantäne genommen. Alle Hunde besucht, alle gelistet. Insgesamt ist die Quarantäne wie folgt besetzt:
2 ältere nette Rüden -> wir setzen sie morgen um, die Impfung ist abgeschlossen.
Mama SHEYLA mit ihren 4 Babies…auch für sie suchen wir morgen ein Plätzchen…
Eine andere Mama mit 2 Babies. Sie ist noch sehr unsicher, und bleibt daher noch ein wenig in der Quarantäne, dort hat sie es ruhiger…
Ein netter Rüde, der einen Autounfall hatte. Morgen kriegen wir Infos zu ihm…
Wenn man hier ist, muss man ein Stück von seiner organisierten und nur Plan A Arbeitsweise ablegen, sonst kann man einfach völlig entnervt und fix und alle nach zwei Tagen wieder heimfahren. Hier ist kein Tag wie der andere, du weißt nie, was in einer Stunde wieder passiert, welcher Hund gebracht oder gefunden wird. Wer von den Hunden nun meint, sich nicht mehr vertragen zu wollen. Das gesamte Team hier ist eigentlich immer nur dabei beschäftigt, Lösungen zu finden. Jammern bringt nichts, es macht sich nichts von alleine. Niemand füttert einen aggro PLITSCH, wenn du es hier nicht selber löst. Niemand kümmert sich sonst um die Hundemama, die vorm Tierheimtor sitzt. Nie werden alle Hunde glücklich sein. Manche kommen hier sehr gut klar und für sie ist es ein Gewinn, dass sie hier sind. Wie zum Beispiel die dürre Mama vom Wochenende. Noch nie hatte sie einen Korb, noch nie hatte sie Nassfutter. Noch nie wurde sie tiermedizinisch versorgt. Ihre Welt ist so viel besser geworden. Aber dann sitzt da auch ein Socke, der eigentlich gar nicht mehr aufstehen will. Oder ein Gibbo, der sich in den Schwanz beißt, oder ein Mendel, der alles zusammenschreit, wenn er einen aus der Ferne sieht… Uns macht hier nicht nur die Sonne platt und müde – es ist wie immer: Vor allem diese unfassbar vielen Eindrücke und Charaktere…die vielen Hunde, die alle anders ihr Schicksal hantieren. Die vielen Probleme, die jeden Tag auftauchen…. man ist so froh, wenn man eine Lösung findet, und am nächsten Tag geht es wieder von vorne los. Aktuell merken wir auch, dass die Transporte aus Baile nicht wirklich ausgebucht sind. Gerade die großen Hunde, oft auch Rüden, bleiben hier zurück und damit wird die Gruppenzusammenstellung nicht immer einfach. Es ist teilweise zum Mäuse melken, zum Haare raufen und zum Aufgeben. Aber wenn wir mit Mishu abends unser schon ritualisiertes Eis essen, und man über den Tag spricht und sich gegenseitig ein wenig Mut macht und sich verspricht, dass wir morgen an Problem Nummer 165 ran gehen, dann gehts ein wenig leichter. Und ja…hier sind alle drauf eingestellt, dass wenn man die Antwort hat, das Leben einfach die Frage ändert. Und das ist gut so. Sonst würde man nicht Jahr für Jahr dran bleiben.