Wir sind aktuell wieder in Baile Herculane und besuchen dort unser Projekt in den Karpaten. Seit einigen Jahren sind wir nun vor Ort zusammen mit Mishu und seinem Team aktiv und bei jedem Besuch wird deutlich, wie wichtig dieses Zentrum dort ist. Wir nehmen euch gerne wieder auf unsere Reise mit und schreiben jeden Abend einen kleinen Bericht über unseren Tag.
Heute morgen sind wir direkt zum Friedhof gefahren, weil wir dort die Mama von den Welpen finden wollten, die gestern gebracht wurden. Wir mussten einige Zeit dort suchen und zu dem Zeitpunkt war dort auch noch eine Beerdigung. Wir mussten uns also ein wenig zivilisiert verhalten. Nach 30min tauchte die Mama auf, das Gesäuge super dick. Leider kamen wir nie weiter als 15 Meter ran. Sie ergriff sofort die Flucht und die Straße war sehr nah. Wir haben nach einiger Zeit aufgegeben… Mishu will es morgen nochmal versuchen, aber es ist nicht einfach, weil der Friedhof zu vielen Seiten offen und von Straßen umgeben ist. Baut man zu viel Druck auf, rennt sie auf die Straße… Ich habe auch noch den Ort gefunden, wo die Babies von der Mama geparkt wurden. Es war ein Grab und man sah deutlich, dass die Babies dort schon länger gelebt haben. 2 von ihnen sind völlig panisch und krabbelt in die letzte Ecke, wenn man kommt. Die anderen 4 sind sehr munter und neugierig und haben heute wieder eine riesige Portion Nassfutter gefressen,,
Als wir dann wieder im Shelter waren, haben wir noch einige Plastikkörbe an die Hunde verteilt, die die letzte Woche alle gereinigt wurden. Gerade bei den Welpen sorgt alleine so eine Veränderung für riesige Aufregung. Die Kleinen hier sind 20min staunend um diesen neuen Kasten umher gesprungen…Jede Abwechslung tut gut und schafft ein wenig Beschäftigung. Heute Mittag lagen sie dort alle gestapelt drin, ich hatte leider keine Kamera zur Hand.
In der Mittagszeit machten wir uns an das Projekt „Mioritic“ scheren… Kein leichter Akt, ich habe ja schon in Bucov den riesen Mihai geschoren, nun war Kellogs an der Reihe. Er war völlig versifft und verfilzt, und hechelte non stop. Also Schermaschine geholt und ab ins kleine Lager. Dort war es ruhig und kühl. Der erste Durchgang ( hinterer Teil) ging ganz gut, sobald es Richtung Kopf ging, hatte Kellogs keine Lust mehr. Er zappelte und hampelte umher, da machte scheren wenig Sinn. Und wir kennen ihn noch nicht so gut, als dass wir da einem solchen großen Hund so viel Vertrauen schenken, dass er dann doch nicht lostackert. Wir haben uns geeinigt, dass die Brust und der Kopf einfach bei der Kastration schnell abgeschoren wird, er muss eh noch kastriert werden…
Später am Mittag habe ich noch einen Rundgang gemacht und allen eine kleine Überraschung gebracht. Wenn man die Leckerchen ganz gut portioniert und nicht einfach wild wie Kamelle in der Gegend umher wirft, gibt es in den allermeisten Gruppen gar kein Stress. Die Hunde passen sich sofort an die „geleitete“ Fütterung an und benehmen sich recht ordentlich, wenn man ihnen deutlich macht, dass man das hier selber entscheidet, wer wann was bekommt. Besonders habe ich mich über LORINE und FUCHUR gefreut, die ganz selbstverständlich und sicher das Futter aus meiner Hand nahmen. Im April war das noch nicht so möglich… Auch die 4 schweren Jungs und Mädels habe einen dicken Knochen bekommen, dann hatten sie endlich einmal auch was zu kauen.
Gogu hat heute bei den P Kennels das Dach fertiggestellt. Nächste Woche soll die Plattform betoniert werden, damit die Hunde nicht bei jedem Regen wieder total absaufen…und der ganze Zwinger ein reißendes Flussbett wird…
Gegen Abend versorgten wir noch alle Mamas und Welpen mit Nassfutter, machten den letzten Rundgang mit Mishu und Alex. Für mich ist die Verabschiedung und das Wegfahren aus Baile immer sehr schwer, da ich hier mit meinem Herzen so dranhänge… Ich liebe diese Region Rumäniens, ich finde das Mediterrane so toll hier. Gerade die Sommer sind wunderbar. Sehr heiß, aber meist weht immer ein guter Wind. Das Obst und das Gemüse ist herrlich, hier gibt es nur wirklich reife Dinge. Kein Rumäne kauft noch grüne Tomaten. Und auch die Honigmelonen duften hier super stark. Wir haben noch massig Insekten hier, Schmetterlinge in allen Farben und ein riesiges Spektrum an Vögeln .., und gestern gab’s auch mal eine Schlange… Der Weg zum Tierheim ist wildromantisch. Zwischen Staketenzäunen, Kürbisranken und wildem Wein fährt man die kleine Schotterpiste hoch zum Tierheim. Überall sieht man die nur mit Händen errichteten Heupyramiden, mit denen das Futter für die Tiere im Winter hergestellt wird. Die Berge der Karpaten rahmen das ganze Panorama ein. Aber nicht nur diese regionale Schönheit gefällt mir so gut. Ich bin einfach auch gerne hier, weil Mishu und sein Team super gastfreundlich sind, alle versuchen so gut es geht mitzuhelfen und jeder jedem irgendwie hilft. Obwohl die Arbeiter meist kein Englisch sprechen, verständigt man sich mit Händen und Füßen, grüßt sich, schenkt sich die Suppe ein… Jeden Mittag essen alle zusammen, was ein schönes Ritual ist. Gogu, unser Baumeister, spricht sehr gut Deutsch, da er lange Zeit in Deutschland gearbeitet hat. Es gibt also immer ein paar Geschichtchen zu erzählen und die Stimmung ist immer gut am Pavillion, wo wir immer essen. Mir fällt es so schwer, das Team wieder hier alleine zulassen, weil man doch das Gefühl hat, dass sie für jede Hilfe dankbar sind. Mishu ist happy, wenn wir ihm mit den Hundegruppen helfen, wenn er weiß, dass wir alle Mamas mit Babies versorgen, die Hunde in den Auslauf schleppen und für die kleinen individuellen Maßnahmen sorgen, die den Hunden das Leben hier besser machen. Weil dafür bleibt dem Team im Alltag kaum Zeit. Damit ich nicht ganz so traurig abgereist bin und mir etwas von Baile bleibt, habe ich mir einige Flusskiesel für den Garten mitgenommen. Das Tierheim steht auf einem alten Flussbett und immer wenn etwas ausgehoben wird, kommen ganz tolle runde Flusskiesel zum Vorschein. Sie türmen sich mittlerweile zu Massen auf, und ich hatte die Idee, mir davon einige einzupacken. Sie werden nun stilecht in einem leeren Hundefuttersack nach Hause transportiert. Und auch Wassermelonen haben wir vorhin noch auf dem Mark gekauft. Eine besser als die andere. Der Tagesbericht trägt den Titel „La Revedere!“, was so viel bedeutet wie „Auf Wiedersehen!“ – denn ganz sicher werde ich alle wiedersehen. Beim nächsten Mal.
Ich freue mich schon so sehr auf den nächsten Besuch und werde mich Zuhause an die Galeriearbeit machen. Neue Hunde müssen eingestellt und einige Beschreibungen angepasst werden. Bedanken möchte ich mich schon mal ganz herzlich bei meinem Galerieteam, die mir immer so toll helfen, wenn ich vor Ort bin und schnell die Notfälle in die Galerie gepackt werden müssen. Danke auch an Gudrun, die wieder doppelte Arbeit gemacht hat, während ich zwischen den Hunden rumgekrabbelt bin. Danke auch an meine Mama, die meine Hunde fürstlich betreut hat. Ich glaube, die haben mich gar nicht vermisst… 🙂
Wir lesen uns wieder. Danke für eure gesamte Unterstützung.
Anna