Immer wieder flammt hier und da die Diskussion auf:
ProDog, ihr seid nun 4 Jahre vor Ort …und Bucov scheint immer noch ein Ort zu sein, wo viel Schlimmes zu sehen ist. Was passiert denn da überhaupt?
Nun, es passiert sehr viel. Um das mal vorweg zu nehmen. Es passiert sehr viel, weil wir dran bleiben. Wir hätten manchmal auch Grund zu sagen: Leute, wie soll das da weitergehen?
Ihr habt es im Tagesbericht von Sandra Gulla gelesen. Welpen ohne Ende, so viele wie noch nie…
Warum das? Ihr kastriert doch…
Ja, wir kastrierten die Hunde, die wir in die Finger bekommen können und die, die uns gebracht werden. Aber es reicht nicht aus. Immer wieder werden Welpen geboren, die in Kisten und Kartons gebracht oder anonym vors shelter Tor gestellt werden ( das gleiche Spiel auch in Baile!). Woher diese Welpen kommen: Nun, das ist schwer zu sagen. Woher sollen wir wissen, ob die Menschen, die wenigstens face to face die Kiste bringen, die Wahrheit sagen? „Haben wir gefunden….“ Das kann nun stimmen, oder auch nicht. Vielleicht stammen sie von der eigenen Hündin, oder ein Nachbar bat um Entsorgung. Die Entwicklung geht nun auch dahin, dass viele Menschen eben doch schon sensibilisiert sind, dass man solche Geschöpfe nicht einfach erschlägt oder ertränkt, um das „Problem“ zu lösen, sondern dass es Möglichkeiten gibt, mit einem etwas besseren Gewissen nachts schlafen zu können…Somit nehmen also immer mehr Menschen die Möglichkeit wahr, die Hunde nach Bucov zu bringen, auch Anielas Sanctuary hat sich rumgesprochen, auch sie findet immer wieder Welpen vor ihren Toren. In Baile das gleiche Spiel…Das ist ja soweit gut, nur merken wir das natürlich massiv vor Ort, denn die Anzahl der Welpen steigt einfach dort.
Ebenso eine andere paradoxe Situation: Durch die immer bessere medizinische Versorgung vor Ort steigt natürlich auch die Anzahl der Welpen, die überleben.
Wir können viel mehr impfen als zuvor, die Hunde haben wesentlich öfters Futter ( ganz am Anfang konnten wir rund 2 mal die Woche eine Fütterung mit Trockenfutter gewährleisten), all das sorgt dafür, dass es mehr Hunde schaffen.
Durch die engmaschigen Adoptionen und den Eil-Fokus auf die Vetkennel Hunde, haben mehr Hunde die Möglichkeit, im Vetkennel versorgt zu werden. Früher saßen sie dort sehr lange, kein Mensch wollte einen Vetkennel Hund wieder in die Außenanlage setzen und damit riskieren, dass nach langer Genesungszeit erneut wieder etwas passiert. Nun können sie sehr häufig direkt aus dem vetkennel in den Transporter steigen und die nächsten Notfälle können nachrutschen.
Dennoch sind wir immer noch in Bucov. Dort päppelt niemand jeden einzelnen Hund, dort hat niemand Zeit für einen einzelnen Hund. Unsere Tierärzte arbeiten im Akkord. Dort wird kein selten ein Zwinger gereinigt, ab und an wird der komplette Kies ausgetauscht oder die Trittplatten grob abgeschoben. Nicht jeder Hund hat seinen Napf. Nicht jeder Hund kommt ans Futter.
Ja, in Bucov gibt es Hunde, die sehr abgemagert sind. Werden sie umgesetzt, spricht sich in kurzer Zeit in der Hundegruppe um, dass dieser Hund ein Opfer ist und wieder kommt er nicht ans Futter. Und man kann nicht jeden Tag jeden Zwinger checken. Es fällt dann eben manchmal zu spät auf, dass ein Hund keine Kraft mehr hat.
Auch Aniela und Mihaela sind am Limit. Unterstützung direkt vor Ort ist gering. Es gibt teilweise Hoffnung, da sich ab und an auch andere Volontäre dort engagieren, das hält meist aber nicht an, die emotionale Belastung ist immens, man wird überrollt von Problemen und muss im Stundentakt Lösungen finden.
Ich denke, selbst wenn wir unsere Zeit dort verdoppeln und 8 Jahre dort aktiv sind, wird es immer noch Dinge geben, bei denen wir uns die Haare raufen, bei denen wir keine gute Lösung finden. Es werden neue Probleme kommen, wir werden neue Herausforderungen erleben. Was ich aber absolut als Erfolg bezeichne, der vielleicht nicht greifbar oder sichtbar ist, ist die Tatsache, dass wir seit Anbeginn unseres Vereins das Projekt in Bucov unterstützen. Wir haben nie aufgehört, Monat für Monat die Kastrationen zu stemmen, wir haben nie aufgehört, Futter dort hinzuschicken, Andra Vilcins packt Woche für Woche die Sachspenden ein, wir holen Monat für Monat die Hunde dort raus, denen wir ein Leben in Deutschland zutrauen.
Es wäre so leicht zu sagen: Also Bucov, da haben wir uns jetzt 4 Jahre die Zähne ausgebissen und irgendwie wird nix so richtig besser. Falsch! Wie würde es aussehen, wenn wir nicht mehr dort aktiv wären? Ich möchte mir nicht ausmalen, was passieren würde, wenn wir 4 Wochen nicht kastrieren würden dort…Wenn wir 4 Wochen kein Futter liefern würden. Wenn 4 Wochen kein Tierarzt dort mehr ist. Wenn 4 Wochen keine Trapos mit 40 Hunden den Hof verlassen…
Was wäre Bucov dann?
Ihr könnt es euch selber ausmalen, was dann wäre.
Ich möchte damit sagen: Die Konstanz ist das Ausschlaggebende. Woche für Woche. Monat für Monat.
Ausdauer. Langer Atem. Steter Tropfen höhlt den Stein.
Das heißt aber auch:
Monat für Monat gilt es, die Kosten dafür zu stemmen, die Transporte auf die Beine zu stellen, dort hinzureisen, zu kommunizieren.
Und das schaffen wir sehr gut gemeinsam. Es ist nicht immer leicht, wir betteln viel und bibbern oft, aber bisher haben wir es immer wieder gepackt.
Weil wir großartige Menschen gefunden haben und täglich finden, die wir für unsere Arbeit empfindsam machen können und die verstehen, warum wir Monat für Monat die 21€ Bettelkarte auspacken.
Wir möchten uns bei euch allen bedanken und versprechen euch, dass wir täglich die Augen offen haben und alles probieren, dass unser langer Atem anhält und wir Bucov stets treu bleiben.
Es bleibt spannend…
Und auf die Frage: Was macht ihr denn da so vor Ort?
Bitteschön, das machen wir.
Wöchentliche Kastrations-Tage im Tierheim
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Liebe Grüße von
Anna im Namen des Vorstandes von
ProDogRomania e.V.