Der 5. Tagesbericht von Tino Worschech aus dem Tierheim Ploiesti
Seesterne – unser fünfter Tag im Shelter Ploiesti.
Die Geschichte von dem Jungen, der nach einem Sturm die zu hunderten am Strand angespülten Seesterne versucht wieder ins Wasser zu bringen kennen sicher Viele. Ganz unermüdlich und ohne Schrecken vor der unendlichen Zahl dieser Seesterne hebt der Junge jeden einzelnen auf und bringt ihn zurück ins Meer, um sie vor dem Tod an Land zu bewahren. Ein daherkommender Wanderer (hier variieren die Versionen der Geschichte etwas) fragt den
Jungen, warum er das denn tue, da es offensichtlich unmöglich ist, alle Seesterne zu retten und seine Mühen auch keinen Unterschied machen – gemessen an der Vielzahl nicht zu rettender Seesternchen. Daraufhin entgegnet der Junge mit Blick auf den gerade aufgehobenen Seestern in seinen Händen, dass es aber für genau diesen einen geretteten Seestern einen Unterschied macht.
Umgeben von geschätzt 1.800 Hunden kommt man sich im Shelter Ploiesti auch oft vor wie der Junge am Strand. Egal was man versucht – es ist immer nie genug, es reicht nie für alle und es bleiben immer Aufgaben und Hunde zurück. Aber heute hatten wir die Freude, ein paar gerettete Seesternchen zu treffen oder zumindest ihre Rettung vorzubereiten, sei es auch nur durch ein Foto oder ein Video von ihnen.
Gleich zu Beginn konnte René der gebissenen Hundemutter einen Spaziergang ermöglichen während ich mal wieder eine Hand voll Welpen hatte. Die Hündin ist auf dem Weg der Besserung und dem Nachwuchs geht es auch gut.
Außerdem hatten wir Besuch aus der Schweiz – eine Familie kam persönlich in den Shelter, um ihren Hund auszuwählen und auch gleich mitzunehmen.
Ursprünglich hatten sie sich für einen sehr ängstlichen und panischen Hund entschieden, welcher mit einem der normalen Transporte in die Schweiz reisen sollte. Allerdings war es am Tag der Abreise nicht möglich, die Hündin einzufangen ohne ihr ernsthaft zu schaden. Aniela beschloss kurzerhand, den Hund nicht ohne weitere Rücksprache mit der Familie zu schicken und so wurde vor Ort entschieden. Nach langer Abwägung aller Möglichkeiten und auch
Erfahrungen der Familie haben sie sich dann schweren Herzens für einen anderen Hund entschieden. Ich habe die Hündin selbst erlebt und würde sie nur in ein sehr erfahrenes zu Hause empfehlen. Dafür hatte Milo das Glück mit der Familie zurück in die Schweiz zu fahren – machs gut Großer!!! Wir werden versuchen, die panische Hündin bei einer Organisation unterzubringen, welche sich speziell solchen Fällen widmet.
Wir schauten uns künftige Reisende an, Dotty z.B. ist eine ganz
kuschelsüchtige Hündin. Außerdem machten wir gefühlte 300 Fotos von den Welpen, um sie künftig in der Galerie präsentieren zu können. Das war wieder eine Herkulesaufgabe, die kleinen Racker rannten umher wie die Ameisen und es war recht schwer alle irgendwie auseinanderzuhalten.
Zwischendurch entdeckten wir noch den ein oder anderen Diamant in anderen Kennels und machten Bilder und Videos, um diese Schätze etwas zu promoten. Wir begannen die Hunde im Vet-Haus zu überprüfen und neue Bewohner zu fotografieren, um ihnen eine Chance auf Vermittlung zu geben, so dass sie diesen Ort möglichst schnell verlassen können.
Die Tierärzte Irina und Catalin verteilten an die ganz kleinen Seesternchen Bälle zum Spielen – eine willkommene Abwechslung im tristen Alltag. Und unsere besondere weiße Sternschnuppe trafen wir putz munter beim Futtern an.
Am Ende des Tages brauchten dann auch wir Kuscheleinheiten und besuchten unseren neu entdeckten Kuschel-Kennel – voll von wunderbaren, verschmusten Junghunden, die nur auf ihre Chance in einer Familie warten. Dort ließen wir uns von den Fellnasen verwöhnen – was gibt es Schöneres?
Natürlich können wir nicht alle retten, aber wir können es wenigstens versuchen! Heute hat uns der ein oder andere Seestern zur Abwechslung einmal unseren Tag gerettet – wir versuchen uns zu revanchieren und werden in den nächsten Tagen unsere kleine eigene Seestern-Galerie vorstellen und hoffen, dass jeder einzelne davon seine Retter findet.