Der 1. Tagesbericht von Teammitglied Tino Worschech aus dem Tierheim Ploiesti
Ein Tag der gemischten Gefühle – unser erster Tag im Shelter Ploiesti
war ein nasses und damit schlammiges Erlebnis – es regnete ab 11.00 Uhr ununterbrochen. Dieser traurige Ort hatte es damit leicht uns mental zu erschlagen. Rückblickend ist es schwer, ein komplettes Bild des Tages zu liefern, die Eindrücke und Episoden waren so unterschiedlich und stürzten ungefiltert und oft zeitgleich auf uns ein.
Wir konnten vor Ort Vieles von dem, was man von Fotos und Videos kennt, wiedererkennen. Die Container für Aniela und Mihaela, das Vet-Haus, die Welpenzwinger, die Death-Kennels… Wir trafen auch bekannte Hunde, z.B. unseren Edgar, begrüßten sie natürlich und waren ganz erleichtert sie zu sehen.
Wir begannen mit den ganz kleinen Welpen, sahen die neuangekommenen Welpen des Tages (es hört einfach nicht auf…) und bedauerten einen recht arg gebissenen Hund, welcher später von Irina versorgt wurde. Leider sahen wir auch die „Fütterung“ der Hunde mit Knochen-Abfällen durch die städtischen Shelter-Mitarbeiter. Sie werfen große Knochen und Fleischbrocken in die überfüllten Zwinger – Streit ist da unausweichlich und verschärft die Situation vor Ort zusätzlich und unnötig.
Wir kämpften uns und unsere strohbeladene Karre durch den Schlamm, um die Hütten in einigen Zwingern wintersicherer zu machen. Dabei trafen wir auf wahnsinnig viele liebenswerte Hunde, die einfach nur Kontakt zum Menschen suchten und danach winselten berührt und gestreichelt zu werden. Eine junge Hündin klammerte ich mit allen Vieren um mein Bein – derart verbunden wanderte sie ein paar Schritte strohverteilend mit mir durch den Zwinger um zum Schluss meine Mütze zu ergattern. Eine andere unbekannte Schönheit steckte den Kopf durch den Zaun und genoss Zuwendung – ein wunderbares Tier…
Danach brachten wir einige Hunde zur Kastration, ein wesentlicher Schritt zur Verbesserung der Situation vor Ort und finanziert durch die Spenden, welche von ProDogRomania e.V. gesammelt werden. Einige Kandidaten davon hatten schon ihr Ticket nach Deutschland in der Tasche – dies zu wissen war ein tolles Gefühl.
Ein Besuch des Vet-Hauses brachte uns schnell wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Einerseits ein sicherer Ort für die Hunde – sicherer als überall sonst im Shelter. Anderseits für mich der trostloseste Ort, den ich je zu Gesicht bekam. Kein Hund sollte so leben müssen. Wir versuchen morgen mehr über die Hunde im Vet-Haus zu erfahren.
Außerdem suchten wir zusammen mit Aniela und Irina die Hunde des nächsten Transportes auf und versuchten bei dieser Gelegenheit einige vermisste Hunde wieder zu finden – leider ohne Erfolg. Natürlich bleiben wir in den nächsten Tagen dran. Unterwegs begegneten uns weitere Notfälle, denen wir uns morgen noch einmal widmen wollen.
Wir begannen diesen Tag bei den Welpen und beendeten ihn auch dort. Bei unserem Besuch am Schluss des Tages gemeinsam mit Vet Irina hatten die kleinen Racker das vorher verteilte Welpenfutter schon weitestgehend verputzt – also brachten wir noch etwas Nachschlag und füllten die Wassernäpfe auf.
Resümierend können wir nicht anders: es ist ein grauenvoller Ort voller Entbehrungen für die Hunde, voller Gefahren und Leid. Jeder Ausreisekandidat ist ein Glücksfall, jede Spende und Hilfe wird dringend benötigt. Natürlich kann man über das große Ganze philosophieren – für uns standen jeweils nur die Hunde des Augenblicks im Fokus – nicht mehr aber auch nicht weniger.