Dieses Wochenende gab es zwei Todesfälle in Bucov. Beides unsichere bis sehr panische Hunde, beide sind totgebissen worden.
Es gibt nichts zu beschönigen, nichts zu entschuldigen. Für jeden Hund, der es nicht dort rausschafft und alleine und in großer Angst sterben muss, fühlen wir uns als Team schuldig. Wir haben keine Lösung gefunden, haben vielleicht nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Wir sind auch alle nur Menschen. Menschen, die versuchen, im Rahmen ihrer Möglichkeit effektiv und nachhaltig zu helfen. Wir haben für beiden einen Post gemacht, nichts verschleiert, die Wahrheit berichtet.
Wer unsere Arbeit verfolgt, weiß, dass wir keinen emotional aufgeladenen und hysterischen Tierschutz betreiben. Wir fahren nicht auf Teufel komm raus einen Hund nach dem anderen dort raus. Auch bei Notfällen, die schnell einen Platz brauchen, schauen wir hin. Vor allem bei unsicheren und panischen Hunden. Ja, es gilt keine Zeit zu verlieren. Und für jeden Außenstehenden ist die Rettung dieses Individuums das Wichtigste. Das ist auch absolut nachvollziehbar und wir versuchen täglich für alles und jeden Verständnis aufzubringen. Aber auch hier ist es einfach zu kurz gedacht. Niemand niemand niemand steht dafür gerade, wenn es mit dem Angsthund nicht klappt. Niemand springt spontan dann ein von den Leuten, die groß kommentieren und schreien, dass Hund x ganz ganz dringend endlich da raus muss. Niemand steht gerade dafür, wenn der Angsthund das Kind gebissen hat. Niemand. Außer wir. Wir sind verantwortlich, wir haften. Wir haben diesen Hund eingeführt und wir stehen vor Ämtern und Behörden dafür gerade.
Daher kann uns niemand sagen, was wir zu tun oder zu lassen haben für Angsthund x.

Niemand kann von uns verlangen, dass wir nach anderen Regeln spielen als die unseren. Wenn wir Interessenten bitten, dass sie doch bitte den Interessentenbogen ausfüllen, da wir vereinsintern sehr feste Strukturen und Abläufe haben, und dieser Bogen eben Teil davon ist, dann ist das keine Schikane. Oder Bürokratie. Es ist schlicht und ergreifend unsere Art zu arbeiten. Niemand – außer mein Chef – hat mir zu sagen, wie ich meine Arbeit machen soll. Vor allem nicht meine ehrenamtliche Arbeit, die ich täglich Stunde für Stunde an das normale Alltagsprogramm anschließe. Wenn sich nun Person x weigert, den Bogen auszufüllen, was genau 4 Minuten dauert, und ich dann aber verweigere, eine Adoption durchzuführen, bin ich dann schuld daran, dass Hund x nicht dorthin reisen wird?
Wie viel Druck lässt sich aufbauen mit dem Prädikat „armer Hund aus dem Ausland“?….
Wie sehr soll man sich verbiegen und anpassen und über die Seilchen und Stöcke springen, die einem immer wieder aufgespannt werden von Leuten, die sich erlauben, die Hunde als Druckmittel zu nutzen?
Wie viel Zeit und Nerven soll man für unzuverlässige und unfreundliche Interessenten aufwenden?
Wie sehr muss man sich verbiegen und Rechenschaft ablegen, für das, was man seit Jahren erfolgreich tut?

Bitte versteht mich nicht falsch: konstruktive Kritik und freundliche Anmerkungen für Verbesserungen nehmen wir sehr gerne entgegen und haben in der Vergangenheit bereits deutlich davon profitiert. Niemand sollte betriebsblind werden für die eigenen Abläufe. Das führt zwangsläufig in eine Sackgasse.
Aber ich – wohl das ganze Team – bin es so leid, immer wieder mit diesen respektlosen und unverschämten Dingen umzugehen.
Aktuell nimmt man wieder den Tod eines der Angsthunde auseinander. Man wird von Unbekannten beleidigt, völlige Unfähigkeit und Verblödung wird einem attestiert. Ja, ja immer wieder diese Tierschützer, die nichts auf die Reihe kriegen. Die extra zuschauen, wie die zarten und kleinen zerlegt werden. Die die Hunde nicht umsetzen, nicht nach ihnen schauen und sie ins Messer rennen lassen. Denen es egal ist, wie sehr die Hunde leiden.
Sowas liest man. Nachdem man 15 Traces Meldungen, eine Transportroute, einen Artikel für die Homepage und 85 Mails beantwortet hat nach einem normalen vollen Tag im Dienst.
Früher hätte ich das versucht zu ignorieren, heute möchte ich am liebsten laut losbrüllen.
Ich bin schon ein paar Jahre hier nun, im Tierschutz und bei Facebook. Das Letztere ist eindeutig das Schlimmere. Da sitzt dann also Lieschen* Müller auf der Couch und scrollt da so rum und entdeckt ein Foto von einem armen Hund, der tot ist, weil er Bucov nicht gepackt hat. Lieschen weiß nicht viel. Nur armer Hund. Und tot. Und dann kommentiert Lieschen einfach mal los. „Unfassbar. Solche Versager. Die Menschheit sollte sich schämen. Niemand hat aufgepasst…“
Lieschen weiß nicht, dass in Bucov 2000 Hunde sitzen und ohne unseren jahrelangen Einsatz vermutlich 5000 dort sitzen würden, ohne Futter, ohne Kastration, ohne Chance auf irgendwas. Aber Lieschen fragt nicht nach, wo und wann und wie. Lieschen haut einfach raus.

Niemand sieht mehr, was alles nicht gehen würde, wenn wir nicht dort vor Ort wären. Niemand sieht in solchen Situationen, was alles geleistet wird. Tag für Tag. Monat für Monat. Jahr für Jahr. Niemand von der Lieschen Versammlung hat den Hauch einer Ahnung, was es heißt, dieses ganze Teil über Jahre am Laufen zu halten.
Auch wir kennen den Effekt: Neue Dinge laufen immer erst mal sehr sehr gut. Ein neues Shelter ist schnell errichtet. Es am laufen zu halten, Jahr für Jahr…das ist die Kunst und das ist die Einheit, mit der man messen kann, wie kompetent der ganze Laden dahinter ist.
Wir machen Fehler. ProDogRomania e.V. ist weit davon entfernt, perfekt zu arbeiten. Aber wir haben uns da sicherlich durch Dinge durchgebissen, wo einige sicherlich schon ganz flott aufgegeben hätten. Wir haben Jahr für Jahr unseren Projekten Sicherheit zugesprochen und wir haben noch immer, seit Beginn unserer Arbeit die selben rumänischen Kooperationspartner. Monat für Monat reisen die Hunde zuverlässig aus. Monat für Monat wird zuverlässig Futter bezahlt, Hütten gebaut und die Tierärzte erhalten ihren Lohn. Monat für Monat.
Wir – da spreche ich im Namen des gesamten Vorstands – hängen nicht an unseren Ämtern. Das hier ist keine Profilierung oder ein Füllen eines Vakuums. Wenn morgen jemand bei uns klingen würde und würde umfassende Kompetenzen und know how mitbringen, um das ganze Schiff hier sicher zu fahren, würde keiner von uns Nein sagen….nur es klingelt halt keiner. Weil die, die es leisten könnten, wissen und erkennen, was das Ganze bedeutet. Hätte ich das von Beginn an absehen können, wie sich das entwickeln wird, hätte ich es vermutlich auch nicht durchgezogen. Aber ich bin damit quasi aufgewachsen und gross geworden. Schrittweise.

Wir müssen uns nicht rechtfertigen, für das, was wir leisten. Wir müssen uns nicht rechtfertigen, für unsere Abläufe und Strukturen.
Wir müssen uns nicht rechtfertigen, wenn wir nach einer Vorkontrolle eine Adoption absagen, weil das Umfeld nicht unseren Vorgaben entspricht.
Wir müssen uns nicht schuldig fühlen, wenn ein Hund deswegen nicht reisen kann.
Wir müssen uns nicht schuldig fühlen, wenn ein Hund vor Ort stirbt.
Wir müssen eigentlich sehr stolz darauf sein, dass wir diese Leitbilder und klaren Linien haben und sicher durch den Dschungel des Auslandstierschutzes manövrieren.

Wir müssen viel mehr darauf vertrauen, was wir all die Jahre an Erfahrungen gesammelt haben. Was wir am Teamfähigkeit Tag für Tag beweisen.
Wir müssen viel mehr „So wird das gemacht.“ sein als „Vielleicht kann man da eine Ausnahme machen…“…

Danke an unser großartiges Team, die sich von all dem Facebook Zirkus mittlerweile nicht mehr groß beeinflussen lassen und sicher ihre Wege gehen.

*Alle Lieschens verzeihen mir bitte. Es ist ein wunderschöner Name. ?

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