Und wir sind schon wieder da… Aktuell ist Rumänien Reisezeit und wir besuchen zur Zeit wieder unterschiedliche Ziele…Ich bin aktuell zusammen mit einer Gruppe Ehrenamtlicher eine Woche vor Ort in Baile Herculane, wo wir seit 6 Jahren zusammen mit Mishu Stoik ein Tierheim unterhalten, in dem immer um die 300 Hunde leben. Gerne nehme ich euch wieder mit auf die Reise und lasse euch an dem Erlebten teilhaben.
Ihr kennt es schon. Jeder Reise startet mit einem Rundgang. Alte Gesichter entdecken, neuen Hunden begegnen. Das Wetter war hier die letzten Wochen sehr schlecht. Kalt und vor allem Dauerregen, so dass alle Kennels, die nicht betoniert sind, komplett vermatscht sind. Umso froher sind wir, dass step by step bald alles betoniert sein wird, damit wir dieser Problemlage schon mal ausweichen können.
In so vielen Kennels sind so unterschiedliche Schicksale vereint. Die einen wurden auf der Straße eingesammelt, die anderen sind Zuhause rausgeflogen und wurden direkt vor das Tierheim gefahren. Wieder andere hat Mishu auf Anrufe hin abgeholt, weil sie niemand mehr wollte. So viele Geschichten verbergen sich hinter all den Hunden, die bei uns im Shelter sind. Manche wurden geschlagen und tragen bis heute tiefe Narben, wie Pantau. Andere haben Handicaps und für sie war es besonders schwer auf der Straße. Andere wiederum hätten aufgrund ihres jungen Alters und ihrer totgefahrenen Mama nie überlebt, wenn sie nicht hier in den Karpaten bei uns einen Platz gefunden haben. Im Umkreis von vielen Kilometern ist hier sonst keine Möglichkeit für einen Hund, irgendwo gesichert und versorgt unterzukommen. Leute rufen aus allen umliegenden Gebieten an, Mishus Handy steht nicht 30min still.
Es geht immer weiter, jeden Tag. Jeden Tag neue Hunde, neue Geschichten, neue Schicksale. Heute kam eine SharPei Hündin mit Welpe ins Shelter, abgeliefert direkt vors Tierheim Tor…untergebracht nun in der Quarantäne…Morgen schaue ich bei ihr mal rein.
Der Alltag hier reißt nicht ab. Die Arbeit muss täglich gemacht werden. Die Hunde haben jeden Tag Hunger, brauchen Unterstützung, müssen versorgt werden. Es gibt keine Auszeit, es gibt kein „Heute kann ich nicht…“. Es gibt keinen Tag im Tierschutz, an dem man sagen kann: Heute sind wir nicht gefragt, heute kümmern sich alle mal selber um die Tiere, die sie sich zugelegt haben. Und auch die Hunde auf der Straße brauchen täglich Hilfe, wenn sie in Not geraten. Dieser Druck, diese Last, diese immerwährenden Rufe nach Hilfe…all das nagt an den Menschen, die sich bereiterklärt haben, für die dazu sein, die ohne uns niemanden haben. Auch auf Mishu lastet dieser Druck und man merkt es ihm an. Erst heute haben wir beide uns kurz mal angeschaut und uns gesagt, dass wir das nun jetzt schon 7 Jahren zusammen machen und das wir es uns beiden ansehen und anmerken. Wir sind dadurch nicht kälter oder oberflächlicher geworden, nicht zorniger oder trauriger. Wir sind müder. Weil wir wissen, dass selbst wenn der Tag 48 Stunden hätte, man nicht das schaffen könnte, was man eigentlich tun müsste, damit es allen Hunden noch ein wenig besser geht. Aber Jammern geht eben auch nicht. Aufstehen, Kaffee/ Tee austrinken und weiter machen. Und wissen: Wir ziehen das hier zusammen durch. Und wir lassen nicht nach. Und wenn der rote Traktor mit dem Mehadia Kennzeichen dann an uns vorbeirollt und Gogu ein Liedchen pfeift, dann geht’s auch gleich irgendwie besser weiter.

Unser Traktor…
Sondereinsatz gab es auch heute für Tierärztin Andreea. BENTLEY, ein richtig toller Kerl, wurde vermutlich von einer Schlange (Ja…auch die gibt es hier und mal gar nicht so knapp…), gebissen und hat eine gigantische Schwellung über dem Auge. Er ist nun in engmaschiger Behandlung und wir hoffen, dass es morgen besser aussieht. Aber trotz alledem hatte er richtig gute Laune…
Ja, und dann waren wir einfach mitten und in den Hunden. Mels Nest 1 und die P Kennel Reihe konnten wir mit der Galerie abgleichen, neue Fotos machen und Videos drehen…
Kennel P3 ist aktuell besetzt von 16 richtig tollen Welpen, die ein herrliches soziales Miteinander darstellen. Man prügelt sich manchmal ein bisschen und hat dann aber auch wieder ganz dringend Bedarf, zu 6. in einer kleinen Hütte gestapelt zu liegen… So sind sie, die Kiddies…
Alle kommen zeitnah in die Galerie, denn es ist wichtig, dass sie bald reisen. a) platzen wir hier sonst aus allen Nähten und b) wird es höchste Zeit, dass sie endlich mehr erleben als 7x7m Betonplatte…
Spät am Abend waren wir noch bei ATHOS, einem dynamischem Rotti Rüden, den wir schon von August kennen, als er gerade abgegeben worde. Bis heute hat sich keine passende Anfrage für diesen tollen Kerl ergeben, obwohl er nur die besten Rotti Eigenschaften mitbringt. Aber natürlich gucken wir bei den großen Jungs auch ganz genau hin, dass sie nur in Hände kommen, die auch wirklich wissen, was so ein Kraftpaket mitbringen kann. Seine Beschreibung findet ihr hier:
https://prodogromania.de/bilder/index.php/Baile-Herculane/R-den/R-den-ab-1-Jahr/ATHOS
Der erste Tag ist immer recht ungefiltert und mein Hirn schwirrt danach wie ein Bienenstock, aber das ist normal. Früher hat mich das nervös gemacht, heute weiß ich: Morgen wird es besser. Zwar sind hier nicht 2000 Hunde wie in Bucov, aber auch ich habe nicht sofort jeden Hundenamen im Kopf und kann zuordnen, wer wer ist. Das dauert immer 2-3 Tage, denn dann war ich in jeder Ecke vom Shelter und weiß, wer nun wo sitzt.
Aber was mir dennoch klar ist: Wir sind hier in Baile mittlerweile so ein sicherer Hafen für so viele unterschiedliche Hunde geworden. Wir sind für die da, die hier niemanden mehr haben. Die vielleicht nur mit 3 Beinen kommen, große Angst haben, ihre Babies im Schlepptau mitbringen oder nie etwas anderes erlebt haben als jahrelange Kettenhaltung. Wir sind für die da, die vor lauter Fellplatten nicht mehr aus den Augen schauen können, oder die große Schmerzen haben, weil sie von einem Auto angefahren und dann wie Müll im Graben liegen lassen geworden sind. Wir sind für die da, die einfach zu viel waren, die das schöne Stadtbild zerstören oder angeblich kleine Kinder gebissen haben. Wir sind für die da, die nicht wachsam genug waren oder die liebe am Gras schnuppern wollten, als bei den Schafen zu wachen. Wir sind für die da, die keine Stimme haben. Und deswegen gilt es, alles zu geben. Denn wenn wir das hier nicht Jahr für Jahr irgendwie gestemmt und gemanaged bekommen, sieht es ganz dunkel aus. Unser Hafen muss aufrecht erhalten bleiben. Jedes Schiff, sei es noch so klein, muss sicher einlaufen können. Muss den Anker werfen und eine ruhige Zeit haben können. Kraft tanken, die Segel flicken, das Deck schrubben. Damit es danach weitergehen kann, in ruhigen Gewässern. Bei einer eigenen Familie. Ich bin sehr dankbar für die Menschen, die bei diesem Mammutprojekt dabei sind, uns unterstützen und mit Sorge tragen, dass das Licht im Hafen niemals erlischt.
Viele Grüße von Anna aus Baile Herculane.