10 Tage in Rumänien – von Baile nach Bucov.
Wir sind wieder in Rumänien und nehmen euch gerne alle mit auf diese bisher längste Reise. Sie beginnt in den Südkarpaten im ProDog Tierheim in Baile Herculane und endet im industriellen Ploiesti, wo unser Verein das Bucov Hundelager in Ploiesti unterstützt.
Infos über den Tierheimbau in Baile Herculane findet ihr hier:
https://prodogromania.de/projekt-baile-herculane/tierheimbau/
Infos über die Lage in Ploiesti / Bucov shelter findet ihr hier:
https://prodogromania.de/projekt-ploiesti/
Heute morgen, es war kurz nach 8 Uhr, standen wir im Hof des Hundelagers, Mihaela kam ebenfalls gerade durch das Tor gefahren, als es einen lauten Schlag gab und ein Auto vor dem Gelände ins Schleudern kam. Mihaela schoss aus ihrem Auto und rannte direkt zu Straße, ihr war wohl klar, was passiert sein musste. Uns war 5 sec später klar, was dort los war. Ein Hund wurde vom Auto erfasst, weswegen der Wagen ins Straucheln geriet. Mit langsamer Geschwindigkeit für der weiße Kombi weiter und ich rannte mit Mihaela nach draußen. Ein mittelgroßer brauner Hund lag dort mitten auf der Straße, andere freilaufenden Hunde liefen zu ihm und schauten, was passiert war. Ich hatte so etwas noch nie miterlebt und eigentlich war das so das Schlimmste, was ich erwartet hätte. Jetzt standen wir mittendrin und ich zwang mich förmlich nicht die Augen zu verschließen. Mihaela weinte, danach schrie sie. Sie war wütend und traurig. Beide hockten wir an der noch warmen Hündin, die noch einige Atemzüge tat und dann verstarb. Blut floss aus Ohren und Mund, ihr Schädel war zerbrochen. Wir hockten dort, sagten beide nichts…Ohne Worte stimmten wir uns ab und trugen die Hündin an den Straßenrand. Arbeiter kamen mit einer Schubkarre, um die Hündin abzuholen. Sie hatte keine Ohrmarke, war relativ kräftig, hatte ein dichtes Fell. Sie wäre sicher über den Winter gekommen. Mihaela kannte sie nicht. Sicherlich kreiste sie um das Gelände des Hundelagers, um ab und an Futter abzubekommen. Die Straße vor dem Tor ist stark befahren und teilweise rasen die Autos dort mit mehr als 100km/h. Ich sprach den Tierheimleiter nach dem Unfall an, bat ihn, dass er mit dem Bürgermeister über ein Tempolimit sprechen sollte. Er versprach es anzusprechen, meinte aber, dass die Leute sich eh nicht daran halten würden. Nach der Fahrt von Baile nach Bucov glaubte ich das gerne…
So fing unser Tag an und niemand vom Team hatte damit gerechnet, dass es gleich so losgehen würde…
Wir standen alle noch völlig neben uns, als ein großer Transporter auf den Hof rollte. Es waren 3 Tonnen Futter, die schnell ausgeladen wurden.
Die ersten Säcke wurden direkt genutzt, um die Hunde zu füttern.
Wir begannen zusammen mit Mihaela Hunde zu sichten, die mit dem nächsten Transport ausreisen sollen. Hier gab es noch einiges zu klären und abzusprechen, damit wir wieder Rücksprache mit Tierheimen/Organisationen/ Adoptanten auf der deutschen Seite halten konnten.
Dabei haben wir wieder ganz wundervolle Hunde entdeckt…Einer schöner als der andere, alle besonders.
Mit unseren Erfassungen kamen wir heute gut voran, das Wetter hat mitgespielt. Der vorhergesagte Regen traf nicht ein, so dass wir gut arbeiten konnten.
Heute haben wir vor allem die Zwinger von Mihaela weiter erfasst und einiges an Bildmaterial und Videos mit gebracht.
Diesen kleinen Kerl haben wir heute in Kennel 61 entdeckt. Er ist sehr zart, viel zu dünn und auch sein Fell ist nicht sehr gut. Er wird den Winter dort sicher nicht überstehen…
Seine Beschreibung findet ihr hier:
So langsam merken wir, dass wir schon eine ganze Zeit lang in Rumänien sind. Die Nerven werden dünner, die Kräfte schwinden. Man kommt weniger gut mit der Lautstärke klar, man denkt bei jedem hohen Gebelle, dass gerade wieder ein Hund zerlegt wird.
Wir haben so viele Hunde im Kopf, die man immer wieder vor dem inneren Auge hat. Wir hoffen nun, dass wir vor allem für die, die es im Winter hart haben werden, gute Plätze finden und dass wir mit unserer Reise und den Eindrücken und Berichten neue Menschen aktivieren können, die uns auch dabei helfen wollen, dass so viel wie möglich getan werden kann. Sei es vor Ort, sei es in Deutschland. Wir freuen uns über jede aktive Hilfe, jede Spende, jede Adoptionsanfrage. Es hilft ungemein, wenn man morgens im Shelter steht und weiß:
Hund x hat eine Ausreise sicher.
Nächste Woche wird wieder kastriert.
Futter ist im Lager.
Hütten sind verteilt.
Tierärzte werden bezahlt.
Ohne dieses Wissen im Hinterkopf wäre das ganze nur sehr schwer zu ertragen.